Ausschnitte aus dem im SDD 6/2000 veröffentlichten Artikel von Rainer Hesselbach
Fotos Ralf Dietrich, Rainer Hesselbach, Hans Soyka
Innerhalb des Int. Kitefliers Meeting auf Fanø hat sich im Laufe der letzten beiden Jahre ein neues Treffen Drachenbegeisterter etabliert: die Fanø Classics.
Standen die Classics 1999 im Zeichen der Tetra-Eder Drachen von Alexander Graham Bell, lautete in diesem Jahr das Thema der Veranstaltung “Roloplan und verwandte Drachen”.
Wie im letzten Jahr ging auch 2000 die Veranstaltung über zwei, genaugenommen über drei Tage.
Der Donnerstag wird traditionsgemäß für das Symposium genutzt.
Fanden im letzten Jahr 70 Dracheninteressierte den Weg nach Nordby, erreichte in diesem Jahr mit über 150 Besucher die Aula fast schon ihre Kapazitätsgrenze.
Und das, was den Besuchern in Nordby geboten wurde, sieht und hört man wirklich nicht alle Tage.
In der Aula und Vorhalle bauten Roloplanfreunde aus dem In- und Ausland ihre Schmuckstücke auf. Dabei waren original Roloplane ebenso vertreten wie Weiterentwicklungen des aus Giengen an der Brenz stammenden Dauerbrenners.
Hans Snoek vom Bremer Drachenarchiv und Klaus Lesnik steuerten dabei wohl die meisten original Steiff – Drachen bei.
Der älteste Roloplan stammte im übrigen von 1918 und wurde von Klaus Lessnik präsentiert.
Neben diesen klassischen Schätzen konnte sich der Besucher über all die Drachen informieren, die aus dem Roloplan heraus entstanden sind.
So konnte der Drachenfreund sich Mezger, Pearson, sowie Hamburger Rolo und Dopero aus der Nähe betrachten.
Neben der Ausstellung von klassischen und modernen Drachen ist ein Anziehungspunkt des Symposiums sicherlich auch die Vortragsreihe, die zum jeweiligen Thema angeboten wird.
Der Anfang machte Ralf Masserski aus Dortmund, der etwas zum Thema Nikel Drachen erzählte.
Der Nikel Drachen gab es, so Ralf Masserski, in drei Versionen, Type A, B und C und wurde vom Österreicher Hugo Nikel entwickelt.
Im nächsten Vortrag gingen Klaus Lesnik und Detlev Griese auf die Materialien ein, die beim Bau von klassischen Drachen benutzt werden.
Der Vortrag der beiden sympathischen Drachenbauer kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, wird doch gerade durch solche Präsentationen das Wissen um die Verarbeitung alter Materialien bewahrt und weitergegeben.
Der dritte und letzte Vortrag wurde vom Bremer Hans Snoek bestritten.
Hans gilt zu Fug und Recht als der Roloplan Experte und so verwundert es nicht, daß sein Vortrag mit Spannung erwartet wurde.
Hans hatte jedoch gar nicht vor einen trockenen Vortrag über den Roloplan zu halten, sondern gestaltete seine Redezeit mit einem freien Vortrag, indem er immer wieder das Publikum einbezog und zu Diskussionen aufforderte. So entstand schnell eine Drachen Talkrunde, bei der das Rolo Fieber auf den gesamten Saal übergriff.
Am Freitag sollte laut Veranstaltungskalender das gemeinsame Fliegen der Roloplane am Strand von Fanø stattfinden.
Doch schon wie 1999 machte das Wetter, oder besser gesagt der Wind, ein Strich durch die Rechnung der Veranstalter.
Alleine Achim Kinther ließ sich von diesem Sturm nicht abschrecken und präsentierte breit grinsend einen Nachbau des Atlantic Rolos, der von Werner Ahlgrimm gebaut worden ist.
Am Abend dann fand die traditionelle Versteigerung statt. Und hier war es nicht Ralf Dietrich, der die Drachenfreunde mit einer Aktion innerhalb der Classics überraschte, hier waren es die Organisatoren des Int. Kitefliers Meetings auf Fanø, die ihrerseits den Wahldänen überraschten.
Eingeleitet wurde dies durch die Laudatio von Rainer Kregovski:
“In diesem Jahr wollen wir einem Drachenflieger den Pokal übergeben, der 1999 eine Idee verwirklichte, welche von den Drachenfliegern als toll empfunden wurde und die ihn ermutigten, diese Idee weiterhin fortzuführen.
Er hat maßgeblich am Einleinerregelwerk für die Deutschen Meisterschaften mitgewirkt und erstellt Baupläne mit dem Schwerpunkt “Klassische Drachen”. Um es vielleicht etwas einfacher zu machen, sage ich nur, er und seine Ehefrau Eva haben 1994 als erstes Drachenfliegerpaar auf der Insel Fanø geheiratet. Den Pokal erhält Ralf Dietrich für seine Idee ” Fanø Classics”!”
Die Überraschung war groß bei Ralf Dietrich, als er nach diesen Worten auf die Bühne gebeten wurde und ihm von Rainer Kregovski und Wolfgang Schimmelpfennig der Fanø Wanderpokal überreicht wurde
Nachdem am Freitag das gemeinsame Fliegen aufgrund den herrschenden Wetterbedingungen ausfallen mußte, wurde dies auf den Samstag verschoben. Diesmal zeigte sich der Verantwortliche fürs Wetter einsichtig und belohnte die Roloplan Freunde mit Sonnenschein und Wind um die 6 m/s Marke.
Ideale Bedingungen sollte man meinen, doch leider wirkten sich nun zwei Dinge negativ aus.
Zum einen schien sich die Verlegung des gemeinsamen Fliegens nicht richtig zu den Drachenfreunden herumgesprochen zu haben, denn es fanden nicht mehr so viele Roloplanflieger zum Treffpunkt wie dies am Freitag der Fall war.
Zum anderen sind am Samstag traditionsgemäß die meisten Drachenflieger auf der Insel und daher der Platz selbst auf dem riesigen Strand von Fanø knapp wird.
So standen also den Classics nicht mehr der Raum zur Verfügung, der wünschenswert gewesen wäre.
Dennoch ist die Veranstaltung als Erfolg anzusehen. Auch am Samstag waren einige Roloplan Drachen in der Luft, daneben durften Mezger, Pearson und Nikels nicht fehlen.
Auch ein Salmon, eine dem Nikel Drachen ähnlich sehende Konstruktion, fand den Weg an den Strand.
Und ein Drachen soll an dieser Stelle besonders hervorgehoben werden: Hilmar Rilling aus Liechtenstein, der eigentlich auf dem Symposium einen Vortrag zum Thema Mezger Drachen halten sollte, aus persönlichen Gründen aber kurzfristig absagen mußte, baute extra für die Classics einen Mezger Drachen, der auf der Versteigerung am Freitag Abend in Lutz Tretzock einen neuen Besitzer fand und DM 500.- in die Kassen der Kinderhilfe von Kolumbien spült
Apropos Kinderhilfe von Kolumbien: der Erlös der Classics kommt voll der Kinderhilfe von Kolumbien zu Gute. An allen drei Tagen der Veranstaltung gab Eva Dietrich Pins, Aufnäher und Caps zu Gunsten der Kinderhilfe ab.
Zusammen mit den Drachen von Hilmar brachten die Classics damit einen Betrag von DM 2100.- für die Kinderhilfe ein.
Nach der tollen Resonanz und Unterstützung, die Ralf Dietrich auch in diesem Jahr aus weiten Teilen der Drachenfreunde erfahren hat, werden auch 2001 die Fanø Classics stattfinden.
Dann jedoch wird es zwei Änderungen geben: zum einen muß, so Ralf Dietrich, dringend für eine bessere Akustik in der Aula gesorgt werden. Sollten 2001 die Besucherzahlen wiederum ansteigen, so kommt man um eine Lautsprecheranlage nicht mehr drum herum.
Zum anderen wird 2001 das gemeinsame Fliegen nicht mehr an der blauen Fahne von Rindby stattfinden, denn im Falle einer Verlegung des Treffens auf den Samstag ist hier einfach nicht mehr genügend Platz für solch eine Veranstaltung vorhanden.
Aus diesem Grund wird das gemeinsame Fliegen im nächsten Jahr in Fanø Bad, auf der Höhe der Strandabfahrt durchgeführt werden.
Die Fanø Classics im Jahr 2001 werden sich mit dem Thema Flugzeugdrachen beschäftigen, d.h. angefangen vom Hamburger Leichtwindflieger, über Konstruktionen des Berliner Bruno Homann bis hin zu Kastendrachen von Lamson und Österle wird hoffentlich alles im Sommer 2001 auf der dänischen Nordsee Insel vertreten sein.