17. Int. Kitefliers
Meeting Fanø

14. – 17. 6.2001

 

8´21´56 N, 55´25´32 O ist die Bezeichnung des ganz normalen Wahnsinns, welcher sich in diesem Jahr zum siebzehnten Male an der Westküste Dänemarks abspielte.

8´21´56 N, 55´25´32 O – das ist Sonne, Strand und Meer, mannigfache Farben am Himmel, aberwitzige Drachenkonstruktionen, das ist aber auch raues Nordseewetter, die obligatorische Regendusche einmal am Tag und Buggyfahrer, die einfach nicht lernen können oder wollen wo ihr zugewiesenes Revier ist.

8´21´56 N, 55´25´32 O sind die Koordinaten des Strandes von Fanø, einer in Drachenfliegerkreisen wohlbekannten dänischen Nordseeinsel, auf der sich Jahr für Jahr Drachenflieger aus der gesamten Welt einfinden um für eine Woche ihrem gemeinsamen Hobby zu frönen.

Fanø ist nicht einfach nur eine Markierung im Drachenkalender, Fanø ist etwas spezielles, vielleicht sogar der Höhepunkt der Drachensaison.
Dabei ist Fanø eigentlich gar kein Drachenfest, sondern vielmehr ein Drachentreff, ohne viel Organisation, einfach nur zum Ausspannen, Erholen und eben Drachenfliegen.
Die festen Bestanteile des Meetings wie Buggyaktion, Workshop und Fanø Classics kamen erst später hinzu.

Betrachtet man sich heute das Treiben am Strand mag man sich gar nicht mehr vorstellen, dass dieses Treffen ursprünglich mit ein paar Drachenenthusiasten aus dem norddeutschen Raum begonnen hat. Heute ist an den vier Festtagen der Strand gut gefüllt mit Drachen.
Drachen, soweit das Auge reicht und auf den drei Kilometern zwischen den beiden Strandabfahrten von Rindby und Fanø Bad gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken. Denn Fanø wäre nicht Fanø, wenn Drachenflieger nicht immer wieder speziell zu diesem Treffen neue Kreationen anfertigen würden.
Auf kaum einem Fest wird man wohl so viele Jungfernflüge miterleben können, wie hier auf Fanø.
Und auf keinem Fest wird man eine solche Vielfalt an Drachen live und in Aktion erleben können. Hier der Familienvater, der sich gerade vor den Augen seiner Familie mit einem Zweileiner zu beweisen versucht, da ein bekannter Drachenbauer, der gerade seinen neuen Stablosen in der 20 Meter Klasse an den Himmel zieht. Hier die filigrane Feinarbeit eines chinesischen Centipeden, dort die modernen Materialien eines Vierleiners und gerade einmal ein paar Meter weiter die Replik eines klassischen Kastendrachens.

Der Fanøbesucher wird dabei an der Strandabfahrt von Rindby zum ersten Mal auf diese seltene Gattung Mensch treffen, die vornehmlich mit Pins und Sticker behängt, ihre farbenfrohen Kreationen in den Himmel ziehen.
In Rindby wird besagter Besucher auch auf die beiden Verantwortlichen des Treffens, Rainer Kregovski und Wolfgang Schimmelpfennig, treffen, denn die Hamburger Gruppe steht traditionsgemäß an dieser Stelle.
In diesem Jahr gab es neben den schon fast traditionellen Massenfliegen von Roloplanen aller Art auch interessantes Meeresgetier zu sehen.
Dabei stach besonders ein großer, weißer Hai ins Auge, der zwar leider nur als Leinenschmuck flog, dessen Körper jedoch sehr realistisch ausgeformt war.

Nebenbei bemerkt scheint es gerade die Thematik der Tierwelt den Drachenbauern angetan zu haben.
Neben Meeressäugern aller Arten hatten auch andere tierische Zeitgenossen ein Stelldichein auf der dänischen Nordseeinsel.
Modern scheint dabei der Bau eines Moorhuhns zu sein, alleine drei neue Drachen dieser gefiederten Computer-Viecher kamen uns vors Objektiv.

Den Strand ein wenig weiter in Richtung Fanø Bad hinauf fällt dem Besucher die nächsten beiden großen Stablosen ins Auge. Obwohl schon vier bzw. zwei Jahre alt, haben Mickey und Minnie Mouse in diesem Jahr zum ersten Mal den Weg nach Fanø gefunden. 17 Meter messen die beiden Figuren von Kopf- bis zur Schwanzspitze.

Kinder auf Drachenfesten hatte Gerd Schaller hauptsächlich im Kopf, als er seinen neuen Drachen – Drachen das Fliegen beibrachte. Dabei betrat der sympathische Rostocker Neuland, denn eigentlich wurde er bekannt durch seine originalgetreuen Nachbauten von klassischen Drachen.
Indes, Gerd bewies, dass er auch das Zeug zum Bauen von stablosen Drachen hat, denn sein Drachen – Drachen war an mehreren Tagen am Strand zu sehen.

Noch ein stabloser Großdrachen, und wiederum ein Drachen aus der Tierwelt, wurde rechtzeitig zu Fanø fertig. Bernhard Dingwerth, bekannt durch sein Krokodil und seinen Grashüpfer, brachte in diesem Jahr den 20 Meter langen Lurchi, einem Salamander aus der Schuh – Reklame mit nach Fanø. Am Abend des Festsamstages zog Bernhard seinen neuen Drachen zum ersten Mal in den Himmel. Die Anspannung und Aufregung legte sich und schon kurze Zeit später konnte man in das überglückliche Gesicht des Kasselaners blicken.

Fanø besticht aber nicht nur durch die Präsentation von unzähligen Großdrachen, Fanø bedeutet auch immer wieder gemeinsame Aktionen von verschiedenen Drachenfliegern.
Auf unserem kleinen Strandspaziergang nunmehr fast an der Strandabfahrt von Fanø Bad angelangt, treffen wir auf eine Gruppe von Drachenfliegern, die zwar im täglichen Leben geographisch getrennt in einem Dreieck von Hamburg, Berlin und Nürnberg leben, die sich jedoch einmal im Jahr in einer Jugendherberge im niedersächsischen Uelzen treffen und dort gemeinsam jeweils einen klassischen Drachen bauen. Die Drachen aus diesem Workshop werden dann in einer gemeinsamen Aktion auf Fanø geflogen.
In diesem Jahr stand der Bau eines 360/3 Roloplanes auf der Tagesordnung und insgesamt neun dieser großen Drachen kamen nach Fanø.
Leider spielte das Wetter an den Festtagen nicht richtig mit, sodass nicht alle neun Drachen gleichzeitig in der Luft waren. Auf sechs Drachen brachte es die Gruppe dennoch und schon dieser Anblick entlohnte für viele Mühen.

Ein anderer Aspekt von Fanø kann nicht oft genug genannt werden. Der Überschuss aller Aktionen, egal ob Fanø Classics, der Fähraktion, der Buggyparade oder der Versteigerung, kommen der Kinderhilfe vom Kolumbien zu Gute.
In diesem Zusammenhang hat ein Drachenbauer sich eine ganz besondere Aktion ausgedacht. Wolfram Wannrich baut 50 gelb-grüne Roloplane in einer limitierten Aktion und spendete von jedem Drachen DM 30.- zu Gunsten der Kinderhilfe. Der Erfolg war überwältigend und Wolfram muss nun den einen oder anderen Drachen zusätzlich auflegen um der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden.

Wer meint, dass zur Abendzeit der Strand in Ruhe fällt, der irrt. Fanø ist eben auch Fanø, weil die Zeit, wann man an den Strand geht, absolut keine Rolle spielt. Egal wann man an den Strand geht, man wird immer auf Drachenflieger treffen. Tagsüber mit mehr oder minder üblichen Drachen, Abends und Nachts mit Drachen, die mit Lichtern und Reflexband versehen worden sind.
Und sollte der Wind einem einen Strich durch die Rechnung machen, dann wird eben das aufgesparte Feuerwerk vom letzten Sylvester ausgepackt.

Gemütlich ist es auf alle Fälle auf Fanø. Kaum ein Drachentreffen, auf dem sich so viele Gelegenheiten zu einem Plausch bieten, kaum ein Drachenfest, auf dem man so viele neue und interessante Drachen sehen lässt und kaum ein Drachenort, wo man so herrlich seine Seele baumeln lassen kann, mal alle Fünfe gerade sein lässt, das Leben und die Drachen in vollen Zügen genießt und einmal richtig ausspannt.
Fanø heißt auch Kraft tanken um die nächsten 365 Tage in Angriff zu nehmen, bis es endlich wieder heißt Auto packen und los, auf ein Neues in Richtung
8´21´56 N, 55´25´32 O

 

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