Auf zu neuen Ufern – die Fanø Classics
Rund erneuert sind sie, von den Classics 2.0 ist die Rede. Im zweiten Jahr des neuen Konzeptes zeigte sich ein deutlicher Zugang der Zuschauerzahlen ab. Doch es gab auch Kritik. Das sind keine Classics mehr, die klassischen Themen bleiben auf der Strecke. Was also ist passiert dort oben im Norden, sind die Fanø Classics noch das, was sie einst waren?
Nun, die Frage ob die Classics noch das sind was sie einst waren, lässt sich recht einfach beantworten: nein, dies sind sie nicht mehr. Denn wie bei allen anderen Veranstaltungen unterliegen auch die Classics dem Wandel der Zeit und Anpassungen sind hier und da von Nöten.
Übrigens: als die Veranstaltung 1999 zum ersten Mal durchgeführt wurde, hieß sie noch gar nicht Fanø Classics. Seinerzeit war die Rede vom Int. Tetra Meeting Fanø. Das Symposium gab es damals schon, ebenso das gemeinsame Fliegen. Von Workshop allerdings weit und breit keine Spur – dieser kam erst 2004 hinzu.
Angefangen haben die Fanø Classics, ganz im Sinne der „grossen“ Veranstaltung, dem Kite Fliers Meeting, als reine 0 Euro Veranstaltung. Das bedeutet, dass die Organisatoren der Classics auf den Goodwill der bereits auf Fanø anwesenden Drachenfreunde angewiesen ist, denn Geld war nicht in der Kasse und Referenten konnten somit nicht eingeladen werden. Ganz nach dem Motto „von Drachenfliegern für Drachenfliegern“ wurden so eine Reihe von Veranstaltungen durchgeführt.
2012 gerieten die Fanø Classics dann in schweres Fahrwasser. Alle auf Fanø anwesenden, historisch interessierten Drachenflieger waren, teils mehrmals, für die Classics „zwangsverpflichtet“ worden. Die Bereitschaft für einen Workshop oder ein Referat nahm ab, die Themen gingen aus. So standen die Organisatoren nach der Veranstaltung 2012 vor der schwierigen Wahl entweder die Classics ruhig einschlafen zu lassen oder aber erstmals Sponsoren mit an Bord zu nehmen, die das Einladen von Referenten ermöglichen sollten. Die Organisatoren entschieden sich für letztgenannte Möglichkeit und mit Danibo Ferienhausvermietung und dem Verein der Handelstreibenden auf Fanø waren zwei kompetente Partner gefunden, die sich trotz allem Engagements wohltuend im Hintergrund hielten.
So gab es 2013 erstmals die runderneuerten Fanø Classics mit einem Topreferenten aus Deutschland und einem Thema, das wirklich jedem interessieren sollte. Doch die Erwartungen wurden nicht erfüllt, die Zuschauerzahlen waren weiterhin rückläufig.
Also gab es für 2014 einen weiteren Turnaround und die Veranstaltung öffnete sich nun auch für neuere Themen. Ja, zugegeben, das Thema „Stablose Drachen“ zielt bestimmt nicht auf den Hardcorebereich der Drachenhistorie ab, aber einmal Hand aufs Herz – den Lynn´schen Oktopus gibt es mittlerweile seit knapp 30 Jahren am Markt und ist, wenn vielleicht nicht gerade ein historischer Drachen, so doch zumindest ein Youngster.
Mit Andreas Fischbacher war ein profunder Kenner der stablosen Szene als Hauptakteur gefunden. Andreas arbeitet im Nebenberuf als Designer für Peter Lynn Kites, entwirft und optimiert Drachen für Downunder und zeigt sich beispielsweise für den Manta in einem ganz speziellen Farbmuster verantwortlich.
Bereits das Symposium am ersten Tag der Veranstaltung zeigt, dass die Öffnung hin zu neuen, modernen Themen ein voller Erfolg werden würde. Mit dreimal soviel Besucher wie im letzten Jahr und vielen neuen Gesichtern, war die Aula in der Schule von Nordby gut gefüllt. Andreas bedankte sich mit einem hervorragenden Vortrag und zeigte auf, wie er stablose Drachen entwickelt und welche Tricks und Kniffe es hierbei gibt. In der zweiten Hälfte des Symposiums konnten die anwesenden Drachenfreunde die Gunst der Stunde nutzen und Andreas alle Geheimnisse des Stablosen Drachenbaus entlocken. Eine Möglichkeit, von der reger Gebrauch gemacht wurde und so gab es für alle an diesem Tag sehr viele neue Dinge mit nach Hause zu nehmen.
Der positive Eindruck der runderneuerten Classics setzte sich beim Workshop fort. Als die Anmeldeseite im Internet geöffnet wurde, war dieser bereits nach sieben Stunden nicht nur ausgebucht, er war bereits mit 25% überbucht. Zum Glück zeigte sich Andreas flexibel und so konnte jeder, der sich bis dato angemeldet hatte, auch am Workshop teilnehmen. Gebaut wurde im Übrigen der Micro Manta des PLK Designers Simon Chisnall. Vielen Dank übrigens an dieser Stelle an Simon für die Freigabe des Mantas für diesen Workshop! Andreas wiederum brachte fertige Bausätze mit auf die Insel, die nach dem Farbwünschen der Teilnehmer gefertigt werden. Von morgens um 9 Uhr an ratterten die Nähmaschinen und Abends gegen 18 Uhr waren bereits 2/3 der Teilnehmer mit ihren Kreationen fertig. Wer es nicht ganz schaffte, montierte noch am Abend im Sommerhaus die Waage.
Denn am nächsten Tag stand mit dem gemeinsamen Fliegen der Abschluss der diesjährigen Fanø Classics an. Leider zeigte sich der Wind von seiner ruppigen Seite, sodass die grossen Mantas an diesem Tag in der Tasche blieben. Aber die Workshop Drachen wurden in eine Leine gehängt und tanzten lustig im Wind.
Alles in allem waren die Fanø Classics 2014 ein voller Erfolg. Ja, die Veranstalter sind sich durchaus bewusst, dass vielleicht einige eingefleischte Drachenhistoriker enttäuscht über diese „Aufweichung“ der Veranstaltung sein werden. Andererseits geben steigende Besucherzahlen und ein hoffnungslos ausgebuchter Workshop neuen Mut einmal andere Wege zu beschreiten und über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.
Sicherlich werden sich die Fanø Classics auch in Zukunft klassischen Themen annehmen, die Öffnung hin zu Themen die für viele Drachenfreunde interessant sind hat der Veranstaltung aber gut getan und für frischen Wind in den Segeln gesorgt.