Totgesagte leben länger ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber dennoch stand das Fortbestehen der Fanø Classics, dem historischen Teil des International Kitefliersmeetings auf Messerschneide. Nach 14 Jahren mit dem gleichen Konzept ging den Organisatoren langsam aber sicher die Puste aus, sodass es am Ende nur noch zwei Wahlmöglichkeiten gab: die traditionsreiche Veranstaltung still einschlafen zu lassen oder aber zu neuen Ufern aufbrechen. Die Organisatoren entschieden sich für letzteres und dies sollte sich als die genau richtige Entscheidung erweisen.

Angefangen hat die Misere dabei bereits schon vor einigen Jahren. Als Organisation mit 0 Euro Budget, musste auf die Kräfte zurückgegriffen werden, die bereits vor Ort, sprich auf der Insel, waren. Es ist allen Vortragenden und Workshopleitern hoch anzurechnen, dass sie all die Jahre keine Mühen scheuten um für die Classics einen großartigen Beitrag zu leisten. Doch es kam, wie es kommen musste. Irgendwann haben die Vortragenden ihr Wissen kundgetan und die Workshopleiter ihre Drachen zur Verfügung gestellt. Am Ende mangelte es sowohl an Redebeiträgen als auch an Willigen für die Workshops. So verwundert es nicht, das bereits 2011 das Symposium ausfallen musste, 2012 gar Symposium und Workshop. Was also tun mit einer Veranstaltung, die offensichtlich in die Jahre gekommen ist? Fanø Classics 2.0 ist das Stichwort und so gingen die Verantwortlichen bereits Ende letzten Jahres auf die Suche nach Sponsoren, welche den Classics eine helfende Hand reichen wollen. Mit der Sommerhaus Vermietung Danibo und dem Verein der Erwerbstreibenden von Fanø waren bald zwei kompetente Partner gefunden, sodass nunmehr an ein neues Konzept gegangen werden konnte. Erstmalig waren die Fanø Classics nun mit einem gewissen Budget ausgestattet, welches es den Veranstaltern ermöglichte interessante Drachenbauer und Drachenkundige auf die Insel einzuladen. Zudem erfuhr in der Zwischenzeit die Schule von Nordby eine grundlegende Renovierung. Die alte Schulmensa und der Innenhof ist verschwunden, stattdessen schmückt eine lichtdurchflutete Aula mit angeschlossener Bibliothek das Herz der Schule. Zeit also auch hier an neue Formen der Veranstaltung zu denken. Weg also mit dem alten Konzept des „Frontalunterrichtes“ wo ein Vortragender direkt vor seinem Publikum stand und hin zu einem kreisförmigen Plenum, in dem der Vortragende teil des Publikums ist, dieses in seine Geschichte mit einbezieht und so ein ein Dialog entstehen lässt.

Im ersten Jahr der Fanø Classics 2.0 wurde Daniel Hentschel eingeladen. Daniel ist eigentlich gar kein Drachenflieger. Vielmehr ist er Sammler. Sammler von Steiff Teddys, Spielzeug und Flugspielen. Nein, von der Technik des Drachenfliegens kann er uns nicht viel erzählen. Aber was Roloplane & Co. angeht, da hat Daniel so einige Geschichten auf Lager, die in der Drachenwelt noch nicht bekannt waren. Und Daniel sollte das Auditorium nicht enttäuschen. Am ersten Symposiumtag ging es rund um Drachen und schnell tauchten wir ein in die faszinierende Sammlerwelt des Daniel Hentschel. Wir lernten, dass die Knöpfe bei der Altersbestimmung gar nicht so wichtig sind, sahen die Unterschiede verschiedener Aufdrucke und konnten wertvolle Unikate in die Hand nehmen. Der zweite Tag der Classics ist eigentlich für den Workshop gedacht doch in diesem Jahr war die Zeit der Vorbereitung einfach zu kurz. Wiederum war es Daniel, der die Lücke zu schliessen wusste und kurzerhand zu einem zweiten Symposium lud. Dieses zum Thema Steiff Flugspiele. Also wurde am zweiten Tag eingehend all das beleuchtet, was außerhalb der Roloplan Produktion noch aus dem Hause Steiff an interessanten Flugspielen angeboten wurde. Am dritten Tag schließlich sollte das gemeinsame Fliegen stattfinden. Doch auch hier machte das Wetter einen ordentlichen Strich durch die Rechnung. Auch der neuerliche Versuch am nächsten Tag brachte keine Besserung. Zwar waren einige kleinere Roloplane in der Luft, die wertvollen Unikate blieben jedoch im sicheren Auto verstaut. Sicherlich, manch einer hätte auch diese Drachen gerne in der Luft gesehen, doch das Wetter verhinderte einen sicheren Flug. Dies gilt es zu respektieren, schließlich hat der Besitzer eines wertvollen Unikats auch die Verpflichtung dieses für die Nachwelt zu erhalten und nicht etwa zur Befriedigung des eigenen Egos bei schlechtem Wetter zu verbolzten.

Alles in allem war die diesjährige Veranstaltung ein voller Erfolg und das neue Konzept ging voll auf. Insbesondere die Idee der Einbindung des Publikums stieß auf äußerst positive Resonanz und wird daher im nächsten Jahr eine Fortsetzung finden. Ebenfalls wird im nächsten Jahr wieder ein Workshop angeboten werden. Zu welchem Thema wird an dieser Stelle noch nicht verraten, aber soviel sei schon jetzt gesagt – auch hier wird es eine Änderung geben. Denn Classics 2.0 bedeutet auch eine Öffnung zu neuen Themen. So wird der Begriff „Klassisch“ nicht mehr so eng gesehen sondern vielmehr auch auf neue Themenbereiche ausgeweitet. Warum auch sollte man sich nur auf Bambus und Baumwolle beschränken? Kreationen von Peter Malinski, George Peters und Peter Lynn haben die Drachengeschichte maßgeblich beeinflusst und sind somit auch als Klassiker anzusehen. Denkbar wäre auch eine Veranstaltung zu einen bestimmten grafischen Design oder eine Verarbeitungstechnik, welche den Drachenbau maßgeblich beeinflusst hat. Themen gibt es in jeden Fall reichlich und so freuen wir uns schon jetzt auf eine spannende Veranstaltung im Jahr 2014.

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