Es ist traurige Chronistenpflicht Drachenfreunde, die unsere gemeinsame Drachenwiese verlassen haben, mit einem Eintrag unter “Empty Sky” auf Kite.Builders eine letzte Ehre zu erweisen. Und das tut, zugegeben, weh. Verdammt weh. Denn meist sind diejenigen, welche nicht mehr unter uns weilen, gute Freunde gewesen und so kommt bei jeder Zeile, jedem Wort der Schmerz des Verlustes hoch.
Bei dieser Ehrerweisung hier ist es besonders schlimm. Um ehrlich zu sein drücke ich mich seit Tagen darum diese Zeilen zu schreiben. Denn hier handelt es sich nicht nur um einen Drachenfreund, der viel zu früh gegangen ist, nein, hier handelt es sich um eine Person, die mir wie keine andere auf der Welt nahe stand – meine Frau.
Eva Maria, Eva Maria Magdalena oder auch nur kurz Eva für die einen. Evchen, Eisbärchen, Mormor oder Mormörchen für andere. Eva hatte viele Namen. Aber egal wie sie auch genannt wurde, es steckte doch immer ein und die selbe Person dahinter – diese kleine, stets freundliche Gestalt, die immer und überall ein offenes Ohr für jeden hatte und gerne noch ihr letztes Hemd gab um anderen zu helfen. Das klingt wie aus einer schlechten Traueranzeige, ist aber doch so real. Denn genau so war sie. Immer darauf bedacht, dass es ihrer Umgebung gut geht. Ob auf Drachenfesten, auf Workshops oder daheim bei der Familie. Sie kam nicht zum Drachenfliegen, weil sie anderen beim Waagen-Entknoten helfen wollte. Ihre Workshop Drachen wurden prinzipiell in den Nächten vor den Workshops fertig gestellt weil sie auf den Workshops lieber die Kaffee und Kuchenversorgung der Teilnehmer sicherte und daheim wurde ein um das andere Mal das Essen kalt, weil sie ständig wieder in die Küche rannte da einem Gast vermeintlich noch etwas fehlte.
Und diese kleine, grosse Persönlichkeit soll nun nicht mehr sein. Einfach so mitten aus dem Leben gerissen, nach kurzer, schwerer Krankheit, wie es immer formuliert wird, eingeschlafen. Ich kann es nicht fassen. Und ich will es auch nicht fassen. 31 Jahre waren wir zusammen. 31 Jahre, in denen wir schlechte Zeiten durchmachen mussten. Aber auch 31 Jahre, in denen die Sonne des Lebens über uns schien. Pläne haben wir schon geschmiedet, was wir denn am 16. 6.2019 auf Fanø anstellen wollen, dem Tag unserer Silberhochzeit. Auch das – aus und vorbei, vom Krebs mit einem finalen Schlussstrich ausradiert. Das Leben kann so mies und ungerecht sein.
Was bleibt sind Erinnerungen. Erinnerungen an eine Traumfrau, die mich teils wie keine andere auf die berühmte Palme bringen konnte, die aber andererseits durch ihr Wesen, ihre Ausstrahlung und letztendlich ihrer Wärme und Güte auf Händen getragen werden musste.
Liebes, was hast Du mich ein um das andere Mal mit Deiner konstanten Ignoranz jeglichen Zeiteinteilung und dem abhanden sein jeglichen Zeitgefühls geärgert. Ein um das andere Mal brachtest Du mich auf die Palme, wenn wir zum Flughafen mussten und Du 10 Minuten vor Abfahrt noch meintest Duschen zu müssen – was bei Dir eine Wartezeit von Minimum 45 Minuten impliziert. Oder Deine Angewohnheit 10 Dinge gleichzeitig anzufangen, die Hälfte davon in der Schwebe zu belassen und die andere Hälfte im Laufe des Prozesses einfach zu vergessen. Nein, knutschen konnte ich Dich hierfür nicht.
Aber dann war da auch die andere Eva. Die liebevolle Ehefrau, der Kumpel, mit dem man durch dick und dünn gehen konnte. Diejenige, die immer an meiner Seite steht, egal welche Flausen ich auch immer gerade im Kopf habe. Die Eva, die morgens eine halbe Stunde früher aufgestanden ist damit ich noch ein wenig im Bett liegen konnte und sie schon einmal die Brote geschmiert hat. Die Eva, die Tag aus Tag ein im Haus gewerkelt hat nur damit ich es schön und gemütlich hatte, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam. Kurz gesagt, die Eva, die ihre ganze Kraft und Energie darauf verwendet hat, damit ich ein zufriedenes und glückliches Leben führen konnte.
Schatz, auch wenn uns diese scheiss Krankheit so jäh auseinander gerissen hat, trennen kann uns der Krebs nicht. Du warst die Liebe meines Lebens, Du bist die Liebe meines Lebens und Du wirst immer die Liebe meines Lebens bleiben. Jede Ecke unseres Hauses atmet Deine Anwesenheit, jeder Zentimeter unseres Gartens erinnert an Deine liebevolle Hand. Auch wenn ich Dich so sehr vermisse und Du so fern zu sein scheinst, Du bist doch hier, zeigst Dich in so vielen Dingen, bist niemals ganz gegangen.
Mach´s gut, mein kleines Evchen, wo auch immer Du jetzt bist. Mach´s gut, kleines Eisbärchen, bis wir eines Tages wieder zusammen sein werden.
Ich liebe Dich so sehr.
”You are my sunshine, my only sunshine
You make me happy when skies are gray
You’ll never know, dear, how much I love you
Please don’t take my sunshine away”
Wer nun keine Träne im Auge hat kann die Liebe zu einem Menschen nicht verstehen. Die Liebe und die Sehnsucht bleibt. Doch das Leben geht weiter. Manche Menschen werden nie vergessen und das ist auch gut so.
Nothing better could be written than your testament to true love. She was made comfortable to the end and is loved. Now you must re-live your sadness with each new condolence. This kind of news makes Cherie and I see each other with new eyes. Sincere condolence
Lieber Ralf, ich kannte Eva persönlich leider nur aus wenigen Kindheitserinnerungen an Fanö.. doch Deine Worte haben mich zutiefst berührt und für einen Moment glauben lassen, sie wirklich als den Menschen, der sie für Dich und viele andere war, zu kennen. Das Drachenfestival wird dieses Jahr ohne Eva sicherlich nicht das gleiche sein, aber ich bin mir sicher, der ganzen Drachen-Clique wird es ähnlich ergehen und ihr könnt ihr gemeinsam gedenken. Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du den Abschied von ihr gut überstehst und die Trauer bald abgelöst wird von den gemeinsam erlebten Momenten und Erinnerungen, die Dir von ihr bleiben.
[…] Eva war die “gute Seele” auf jeder Flugwiese – und insgeheim Ralf´s liebster Drachen. Leider ist Eva 2019 nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben. […]