Der Roloplan /3
3er Roloplane sind sehr selten und so sind wir überglücklich ein solches Exemplar in unserer Sammlung beherrbergen zu dürfen. Ein Exemplar, das für sein Alter sehr gut erhalten ist und durch einen Zufall nach Dänemark kam.
Irgendwann Anfang 2004 war da dieser Eintrag in unserem Gästebuch: jemand hat einen Drachen, offensichtlich der Marke Steiff, und hätte ganz gerne einmal gewusst wieviel dieser Wert sei. Wir kamen dann ins Gespräch und schnell stellte sich heraus, dass es sich offensichtlich um einen 180/3 handelt. Bereits der Vater des Eigentümers hätte mit seinem Vater diesen Drachen steigen lassen und so ist der Roloplan von der einen Generation zur nächsten übergegangen – bis zum heutigen Tage, denn der Eigentümer war auch mit seinen Kindern draussen auf der Wiese. “Gell”, meinte der nette Herr am Telefon, “die Viecher können ganz gut was ab”.
“Ja”, antwortete Ralf, “ordentlich eingestellt stehen die Rolos wie angenagelt.”
“Gell”, sagte der Herr, “die steigen auch ordentlich weg.”
“Och ja,” antwortete Ralf, “Höhe ist kein Problem, wenn denn der Gesetzgeber nicht bei 100m abregeln würde.”
“100 Meter????”, kam die verblüffte Stimme aus dem Hörer, “also wir waren gerade in Irland und bei Sturmwarnung hatten wir die Schnur voll draussen, der Drachen nur noch als Punkt am Himmel”.
Hand aufs Herz – welchem Drachenflieger rutscht da nicht das Herz in die Hose – Kachelwind irgendwo an der irischen Antlantikküste und ein 180/3 auf Pünktchenhöhe.
Wie dem auch sei, wir kamen überein, dass eine ordentliche Schätzung am Telefon nicht durchzuführen ist und da die Familie aus dem Ruhrgebiet in ein paar Monaten sowieso nach Dänemark kommt, konnten wir auch einen Treffpunkt an einer Autobahnraststätte ausmachen.
Gesagt, getan, zwei Monate später war es soweit – Treff an der Autobahn und Übergabe des 180ers. Erste Ernüchterung: die Tasche fehlt. Zweite Ernüchterung: die Bambusstäbe sind krumm. Erster Lichtblick: das Segel ist top in Schuss und sieht auf Grund der Bedruckung nach Erstserie, dh. 1917 – 1919 aus. Weitere Untersuchungen und Nachforschungen haben dann ergeben, dass der einst blau, gelb rote Drachen wirklich ein Original 180/3 aus der Erstserie war.
Damit war für uns die Sache eigentlich erledigt. Wir waren glücklich ein solches Original einmal in unserem Hause gehabt zu haben und ja, auch froh die Möglichkeit gehabt zu haben jede Menge Bildmaterial archivieren zu können. Den Schätzpreis, den wir schliesslich nach Deutschland übermittelt haben, lag auf einer Wellenlänge mit dem Betrag, auf den Hans Snoek, den wir zwischenzeitlich alles Bildmaterial zur Verfügung gestellt hatten, gekommen ist und so konnten wir ruhigen Gewissens die abschliesende Dokumentation nach Deutschland senden.
Doch damit war die Angelegenheit doch noch nicht erledigt. Die Familie, so der nette Herr aus dem Ruhrgebiet, hätte sich überlegt, dass der Drachen nicht mehr in Irland gequält, sondern nunmehr in gute Hände übergeben werden solle. Wenn wir, so der Herr weiter, bereit wären den Preis, den wir in unserer Schätzung ermittelt haben, auch auf den Tisch zu legen, könne der 180/3 in Dänemark bleiben.
Über solch ein Angebot brauchten wir nicht mehr lange nachzudenken – natürlich waren wir dazu bereit, schliesslich war der Betrag für beide Seiten fair.
Und so kam es, dass wir mit mehr Glück als Verstand in den Besitz eines wirklich seltenen Klassikers gekommen sind.