USA Tour 2006
01. – 18. 3.2006
Kitemakers Conference
in Ft. Worden
Tag 1: Die Anreise
Nach unserer Reise nach Ft. Worden 2004, die wir richtig genossen hatten, war die Vorfreude natürlich gross, als die Einladung zu Ft. Worden 2006 ins Haus trudelte.
Mit SAS ging es, wenn gleich mit dreistündiger Verspätung, aber dennoch non-stop, von Kopenhagen nach Seattle. Tausende von Reisende passieren hier täglich den Flughafen und auf wen treffen wir? Auf Falk Hilsenbek nebst Lebensabschnittsgefährtin Susanne Müller, die von Frankfurt aus via New York auch auf dem Weg nach Ft. Worden sind. Die Welt ist halt doch recht klein.
Tag 2: Von Seattle nach Ft. Worden
Drachenzeit ist das ganze Jahr über. Zugegeben, richtig Spaß macht das Drachenfliegen erst bei 20 Grad auf der Wiese, aber der Winter hat auch seine Reize. Insbesondere dann, wenn es in der heimischen Stube ans Drachenbauen geht.
Aber muss es wirklich immer die heimische Stube sein? Workshops im ganzen Land zeigen, dass es immer mehr in Mode kommt zusammen mit Gleichgesinnten den einen oder anderen Drachen zu bauen. Eine besondere Tradition in der Veranstaltung von gemeinsamen Workshops gibt es in den USA. Dort ist es an mehreren Stellen Gang und Gäbe die kalte Jahreszeit für neue Projekte, den Gedankenaustausch und das Erlernen neuer Techniken zu nutzen.
Eine der ältesten Institutionen dieser Art ist die Kitemakers Conference in Ft. Worden, die in diesem Jahr zum 23. Mal stattgefunden hat. Ft. Worden liegt dabei 150km nördlich von Seattle, mitten im landschaftlich reizvollen amerikanischen Nirgendwo, direkt am Pudget Sound und somit an der amerikanischen Grenze zu Kanada. Fort Worden war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine Festungsanlage, welche den Nordwesten Amerikas beschützen sollte. Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Anlage vom amerikanischen Militär zu einer Lehr- und Trainingsanstalt umgebaut, bevor sie 1950 endgültig außer Dienst gestellt wurde. Seitdem ist Ft. Worden unter der Verwaltung der Washington State Parks und wird als Konferenz-Center genutzt.
Somit ist die Anlage wie geschaffen um einen Workshop für Drachenfreunde durchzuführen. Und das nicht nur an einem Wochenende, sondern gleich an vier Tagen. Der Donnerstag ist dabei für die Anreise, dem Registrieren und dem Wiedersehen bzw. Kennen lernen neuer Drachenfreunde reserviert. Hierzu dient insbesondere die große Willkommensparty in einem der Häuser auf der Anlage. Richtig los geht es dann nach dem Frühstück am Freitag. Die ersten Workshops starten bereits um 8 Uhr in der Früh. 120 Teilnehmer hatten sich in diesem Jahr angemeldet, die aus einem reichhaltigen Angebot an Workshops auswählen konnten. Insgesamt wurden 20 Kurse angeboten, wobei sich das Angebot von reinen Anfängerkursen bis hin zu Kursen für den engagierten Drachenfreund streckte.
Tag 3: Erste Workshops – Monobloc mit Falk
Aus Deutschland war der für seine klassischen Drachen bekannte Falk Hilsenbek angereist. In Ft. Worden zeigte er den amerikanischen Drachenfreunden, wie der Donzella Monobloc gebaut wird. Wie bereits während den Fanø Classics 2005, wurde der Workshop-Drachen komplett aus Holz und Baumwolle gebaut. Einen Tag lang schufteten die Teilnehmer wie besessen bis dann gegen 22 Uhr in der Nacht 15 Monoblocs fertig im Klassenzimmer standen. Glücklich und müde konnte Falk seinen Workshop beschließen.
Tag 3 + 4: Workshops von Jose, Bob und Charmayne
Apropos Fanø. In Ft. Worden trafen wir einen guten Bekannten wieder, der vor Jahren bereits einen Workshop auf Fanø, seinerzeit organisiert von der Drachen Foundation, durchgeführt hat. Die Rede ist von Jose Sainz aus San Diego in Kalifornien. Jose zeigte in Ft. Worden seine besondere Art der Applikationstechnik. Hierzu werden nicht etwa die Farbpaneele einzeln auf das Segel aufgenäht, sondern viel mehr die Farbschichten gemeinsam vernäht und erst später überflüssiges Spinnaker entfernt, sodass das Muster entsteht.
Ebenfalls aus Fanø bestens bekannt ist das aus Gig Harbor stammende Ehepaar Bob und Charmayne Umbowers. Die beiden Drachenbauer zeigten in Ft. Worden die moderne Version eines klassischen Drachens – der “Le roi d´air” von Gomes.
Tag 4: Flagkite Workshop
Samstag war auch der Tag unseres Workshops. Und so bauten Eva und Ralf bereits am Freitag Abend Drachen im Klassenraum auf.
In diesem Jahr wurde die amerikanische Version des Flagkites gebaut. Eine einfache Version, welche der Grundversion des französischen Flagkites sehr ähnelt, wurde dabei speziell für Anfänger angeboten, während eine weitere, mehr kompliziertere Version des Flagkites für geübte Drachenbauer bereitstand.
Insgesamt 15 Drachen wurden so bis kurz vor Mitternacht fertig gestellt und erste Drachen wurden am nächsten Tag bereits in der Luft gesichtet.
Mehr in die künstlerische Ecke zielte der Kurs von Dave und Diane Butler aus Tigard nahe Portland ab. An einem Tag wurde gezeigt, wie ein Motiv künstlerisch ausdrucksvoll auf Seide gebannt werden kann, die Seide dann entsprechend behandelt und abschließend zu einem Drachen verbaut wird.
In die gleiche Richtung zielte der Kurs von Don Mock. Er zeigte, wie mittels Acrylfarben wundervolle Motive auf Spinnaker gemalt werden, das Kunstwerk anschließend fixiert und zu einem Drachen verarbeitet wird.
Etwas kleiner mag es Tom MacAllister, wobei man dies eigentlich gar nicht glauben mag, denn Tom ist der Erbauer des Cody-ähnlichen Drachens, der zum Filmstar im Hollywood Knaller „Waterworld“ mit Kevin Costner wurde. Nebenbei bemerkt gestand Tom jedoch auch, dass der Drachen, den er für die Filmgesellschaft gebaut hatte, lediglich eine Spannweite von 350cm hatte und dieser später im Computer künstlich aufgeblasen wurde. In Ft. Worden ging es noch ein gutes Stück kleiner. Extra für den Workshop entwarf Tom einen Kastendrachen, der aus Papier und 2mm Kohlefaserstäbchen zusammengebaut wurde.
Tag 4 + 5: Workshops von Randy und John samt Raffle von Marla
Ebenfalls mit Papier und Stäbchen, letztere allerdings aus Holz, beschäftigt sich Randy Shannon aus Flagstaff in Arizona. Randy ist Experte auf dem Gebiet der Kampfdrachen und in Ft. Worden zeigte er die Version eines Drachens aus Guatemala, der aus Schaschlikstäbchen und farbenfrohen Papier aufgebaut wurde..
Farbenfroh sind ganz gewiss auch die Drachen von John Freemann aus Vancouver Island. Drachen oder Kunstwerke mag sich der Betrachter fragen, denn John arbeitet fast ausschließlich in Patchworktechnik. Über 40 einzelne Paneele mussten für Johns Square Diamond Kite ausgeschnitten und vernäht werden. Kein Wunder, dass dieser Kurs gleich über zwei Tage ging. Dennoch, das Ergebnis ist sensationell. So sensationell, dass das diesjährige Logo der Veranstaltung einen von Johns Drachen zierte.
Abschließend darf jedoch eine wichtige Sache nicht fehlen: die Raffle. Marla Miller nebst Gatte Ron sammeln das gesamte Jahr über fleißig Dinge und Gegenstände rund um das schönste Hobby der Welt, dem Drachenfliegen. In Ft. Worden werden diese Dinge dann in Form einer Raffle unter das Volk gebracht, wobei der Drachenfreund eine gewisse Anzahl von Losen bei Marla kaufen kann. Ist er an einer Drachensache interessiert, wirft er eine bestimmt Anzahl von Losen in den Beutel, der an der Drachensache hängt. Je höher das Interesse ist und je mehr das Herz an der gewissen Sache hängt, je mehr Lose werden ihren Weg in den Beutel finden. Jeweils zu den Mahlzeiten wird dann ein Los aus jeweils einem Beutel gezogen und die Drachensache findet einen neuen Besitzer. Diese Raffle ist immer wieder eine Riesengaudi mit einem ungemein nützlichen Hintergrund – über 8000 Dollar kamen so in diesem Jahr in die Kasse der Organisatoren. Geld, das im nächsten Jahr dringend gebraucht wird um wieder Lehrer nach Ft. Worden einladen zu können.
Im nächsten Jahr wird die 24. Kitemakers Conference vom 22. bis zum 25. Februar in Ft. Worden stattfinden. Von Deutschland aus gelangt man mit einem Zwischenstop nach Seattle: mit Lufthansa von Frankfurt via Chicago nach Seattle, mit Delta von Frankfurt via New York nach Seattle oder mit SAS von Frankfurt nach Kopenhagen und von dort aus direkt nach Seattle.Nähere Informationen zu der Veranstaltung können auf den Seiten der Organisatoren abgerufen werden.
So ging die Zeit in Ft. Worden wieder einmal viel zu schnell herum. Am Sonntag hiess es Abschied von den vielen neuen und alten Drachenfreunden zu nehmen und Falk und Susanne mussten wir “tschüss” sagen.
Für uns ging es zunächst zurück nach Seattle um am morgigen Montag auf unsere Entdeckungstour durch den Nordwesten der USA sowie dem Süden Kanadas aufzubrechen. Mehr dazu auf den nächsten Seiten.
Tag 6: Stadtbummel durch Seattl
Noch etwas müde von den Tagen in Ft. Worden machten wir uns am späten Vormittag auf zum Flughafen von Seattle um hier unseren Mietwagen abzuholen. Anschliessend auf dem direkten Weg nach Downtown Seattle. In diese Stadt haben wir uns schon vor zwei Jahren irgendwie verliebt. Zunächst ein wenig durch Chinatown spaziert, anschliessend durch das alte Viertel von Seattle gewandert. Hier hat Seattle noch seinen ursprünglichen Charme behalten, keine störenden Glasfasaden, dafür viel Häuser mit Klinker. Abschliessend eine mittlere Enttäuschung: unsere geliebte Trambahn gibt es nicht mehr. Kein Scherz, aber der Lockschuppen gehörte nicht der Stadt sondern einem privaten Investor, der meinte, dass eine Kunstausstellung mehr Geld einbringen würde. Also wurde kurzerhand die Strassenbahn im wahrsten Sinne des Wortes “auf die Strasse” gesetzt und nun hängen irgendwelche Ölschinken unbeachtet im Lokschuppen. |
Tag 7: Vancouver & Vancouver Island
Früh raus aus den Federn und Fahrt nach Kanada. Die Einreise nach Kanada ist kein grosses Problem, einfache Frage wo wir hin wollen und schon erhält unser Pass einen weiteren Stempel.
Kurze Visite in Vancouver. Das Wetter ist miserabel, die Strassenbeschilderung noch mehr. Ralf sendet mindestens drei Dankesgebete an den segenreichen Erfinder des GPS Systemes. Ohne Navi wären wir hoffnungslos verraten gewesen, denn irgendwie scheinen Kanadier Sinn und Zweck von Strassenwegweisern noch nicht so recht erkannt zu haben.
Daher schon bald Weiterfahrt zur Fähre und Überfahrt nach Vancouver Island.
Hier treffen wir wieder auf Marzlie und John Freemann, die wir ja bereits in Ft. Worden gesehen haben. Und einer unserer Flagkites (Canada Version) findet so einen neuen Besitzer 🙂
Tag 8: Entdeckungstour auf Vancouver Island
Das Wetter ist nach wie vor bescheiden – in den Bergen Schnee, im Tal Regen. Und der Regenwald macht seinen Namen alle Ehre. So sehen wir leider nicht sehr viel von der wunderschönen Natur – alles ist ziemlich wolkenverhangen.
Dann aber dennoch ein Aha-Erlebnis. Aus dem Fernsehen hatten wir schon von den legendären, riesigen Wasserflugzeugen gehört, die einst in den 50er Jahren gebaut wurden und heute in Kanada zur Waldbranntbekämpfung eingesetzt werden. Zwei dieser Dinosaurier gibt es noch und beide sind ganz in der Nähe von Marzlies und Johns Haus am Sproat Lake stationiert.
Tag 9: Von Parksville via Nanaimo und Duncan nach Victoria
Heute sieht das Wetter wesentlich besser aus. Wir verlassen Marzlie und John und fahren südwärts.
Vor traumhafter Kulisse auf der Höhe von Nanaimo gelingt uns der Jungfernflug unseres zweiten Canadian-Flagkite. Anschliessend Weiterfahrt nach Duncan, der Stadt mit den meisten Totempfählen überhaupt. Gegen Mittag dann Weiterfahrt nach Victoria, der alt-englischen Stadt ganz im Süden von Vancouver Island. Bei einer Kutschfahrt durch den alten Teil der Stadt fühlt man sich zeitversetzt ins England des 19. Jahrhunderts.
Da sich das Wetter zunehmend verschlechtert, beschliessen wir nicht mehr in Victoria zu übernachten, sondern noch die 16 Uhr Fähre nach Port Angeles / USA zu erreichen.
Hier stehen wir am Fähranleger, dösen vor uns hin und warten auf die Verladung, als es an der Scheibe klopft. Nein, kein Zollbeamter, sondern viel mehr Falk. Er und Susanne waren auch auf Vancouver Island unterwegs und wollen nun zurück in die Staaten um sich noch ein wenig im Olympic Nationalpark umzusehen. Wir beschliessen kurzerhand uns für den nächsten Tag den Beiden anzuschliessen. Bis Folks wollen wir an diesem Tag noch kommen, was eigentlich kein Problem darstellen sollte. Nicht gerechnet haben wir jedoch mit dem Wetter. Nunmehr schneit es auch in die Tallagen herab, der Strassenzustand wird zunehmend kritisch und wir sind recht froh, als wir gegen 20 Uhr Abends in Folks ankommen. Da ahnen wir noch nicht, dass zwei Stunden später der Strom ausfällt. Just als wir beim Chinesen sitzen und unsere hungrige Mägen füllen. Nunja, ein Chinese neben dem Tisch, der mit einer Taschenlampe leuchtet gibt dem Ausdruck “Candellight dinner” eine ganz neue Bedeutung 🙂
Tag 10: Rialto Beach, ein nasses Erlebnis und Eva im Wald
Gegen 5 Uhr in der Nacht war der Strom wieder da und wir sassen senkrecht im Bett, hatten wir doch vergessen die zuvor funktionsuntüchtigen Lichtschalter und Geräte auszuschalten.
Am Morgen untersuchten die Buben erst einmal diese so wundervoll satt blubbernden amerikanischen Motoren – 4.9 Liter sind in Amerika eher lächerlich, für uns Europäer dagegen High-End.
Anschliessend ging es zum Frühstück in eine typische amerikanische Morgenkneipe.
Das Frühstück war prima und mittlerweile haben wir es schon mehrmals in Dänemark nachgekocht (allerdings als Abendessen).
Man schneide Kartofffeln klein, gebe Zwiebeln hinzu und brate die Mischung erst einmal an. In einer zweiten Pfanne wird in Würfel geschnittenes Hähnchenfleisch scharf angebraten. Am Ende wird alles in die Kartoffelpfanne gekippt und drei gequirlte Eier und eine Tüte geriebener Chedar Käse untergezogen. Unter ständigem Umrühren mit Salz und Pfeffer abschmecken, sehr gut ist auch der Einsatz von Pommes-Salz.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf in Richtung Pazifik. Rialto Beach und La Push waren unser Ziel.
Selbstauslöser an der Kamera sind eine feine Sache – insbesondere dann, wenn sich die Reisegruppe an einem einsamen Strand befindet, unbedingt den Moment in einem Bild festhalten möchte und weit und breit kein Passant in Sicht ist, der diesen Job übernehmen könnte. Genau dann schlägt die grosse Stunde des Selbstauslösers!
Dumm nur, wenn man im Eifer des Gefechtes den Pazifik hinter sich ausser acht lässt. Ebbe herrscht, wurde uns gesagt, doch das was dann kam, war eher Flut. Zwei Sekunden nach der folgenden Aufnahme, standen wir knöcheltief im Salzwasser – und wenig später fluchend auf dem Parkplatz um uns umzuziehen.
Nach diesem feuchten Erlebnis hiess es erneut Abschied nehmen. Susanne und Falk wollten noch ein wenig in der Gegend bleiben, wir wollten den Nationalpark auf der Südroute umrunden und nach Seattle zurückfahren. Das Wetter spielte an diesem Tag mit und so konnten wir einiges von der Schönheit der Natur bewundern. Und Bären gibts offensichtlich auch 🙂
Tag 11: Zwischen Natur pur & den Hoch und Tiefs der menschlichen Kultur
Erster Tagesordnungspunkt: die Wasserfälle von Snoqualmie vor den Toren von Seattle. In landschaftlich reizvoller Umgebung stürzen hier die Wassermassen knapp 100 Meter in die Tiefe.
Anschliessend Weiterfahrt zum Flight Museum in Seattle. Bereits 2004 hatten wir das Museum, das ursprünglich die Wiege der Firma Boeing ist, besucht. Da jedoch eine neue Ausstellung zum Thema erster und zweiter Weltkrieg hinzugekommen ist, hatten zumindest Bob und Ralf einen triftigen Grund die Tagestour “rein zufällig” am Museum vorbeizulegen..
Zum Abschluss eines gelungenen Tages nochmals Kultur pur: wir hatten Karten für die Symphonie in Seattle bekommen. Auf dem Spielplan: Haydn´s “London” Symphonie sowie Mozart´s “Haffner”. Tip am Rande: beim Ticketkauf im Internet immer “best of price” ankreuzen, dann bekommt man automatisch bessere Plätze bei eventuellen Absagen. So hatten wir dann auch das Glück direkt am Orchester sitzen zu dürfen 🙂
Tag 12: World Kite Museum
Fahrt nach Long Beach zum World Kite Museum. Hier empfängt uns Kay Buesing, Direktorin des Museums. Kay erzählt, dass das Museum gerade einmal vor drei Monaten in das neue Haus umgezogen sei und mit gewissen Stolz führt sie uns durch die Hallen des Museums. Das Erdgeschoss beherrbergt hierbei die Administration, das mit über 1600 Drachen recht umfangreiche Archiv, die Werkstatt sowie einen kleinen Laden. Im ersten Stock dann die eigentliche Ausstellung, wobei hier noch einiges im Aufbau befindlich ist. Aufgeteilt nach ihren Herkunftsländern sind hier die verschiedensten Drachen zu bestaunen. In einer Extraausstellung in einem Nachbarraum sind zudem militärische Drachen ausgestellt. Eines der vielen Highlights in diesem Raum: ein original Sauls.
Sage und schreibe 48 Hotels gibt es in dem kleinen Ort Long Beach. Kay war so nett und hat uns in einem davon untergebracht.
Als wir gerade unsere Sachen auf dem Zimmer verstaut hatten, bog ein uns wohl bekanntes Auto um die Ecke – Susanne und Falk hatten zufälliger Weise auch in besagtem Hotel Quartier gemacht. Keine Ahnung ob wir einen Peilsender am Auto hatten, aber gefreut haben wir uns dennoch die Beiden wiederzusehen.
Am Abend ein Ausflug an den Strand von Long Beach. Hier also findet das berühmte Drachenfest statt. Wenn die Amis aber meinen, der Strand (und somit das Drachenfest) wäre grösser als der von Fanø, dann mögen sie weiterträumen 🙂
ag 13: Riesen – Jumbo aus Holz
Nach Falks “Morgenandacht”……
… hiess es wiedereinmal Abschied nehmen. Für uns ging die Reise weiter gen Süden. Über den Columbia River in einen kleinen Ort namens McMinnville. Dieser hat gerade einmal 29.000 Einwohner und ist wohl das, was man langläufig als langweiliges Provinzkaff bezeichnet. Vor den Toren der Stadt ändert sich das Bild jedoch dramatisch.
Denn hier findet sich das Evergreen Aviation Museum, das die sogenannte Spruce Goose, jenes grössenwahnsinnige Projekt des US Milliardärs Howard Hughes, beherbergt. Dabei ist der Name so fehlerbehaftet wie das gesamte Projekt. Aus spruce wood besteht das Flugzeug nämlich nur zu einem kleinen Teil – über 95 Prozent ist Birke. Und richtig geflogen ist es auch nie – lediglich einmal abgehoben über eine Strecke von ein paar hundert Metern in fünf bis sechs Metern Höhe. Dennoch – dieses Flugzeug ist beeindruckend! 1947, als es gebaut wurde, war es sechs mal grösser als alle bekannten Modelle seiner Zeit. Und selbst heute, 60 Jahre nach dem Jungfernflug, braucht sich die H4 HK1 nicht zu verstecken – sie hat die gleichen Dimensionen wie ein moderner Jumbo – allerdings bei doppelter Flächentiefe. Und nicht zu vergessen: komplett aus Holz gebaut!
Anschliessend Weiterfahrt via Portland ins Tal des Columbia Rivers. Irgendwie haben wir uns in unsere alte Heimat, den Rheingau, versetzt gefühlt. Nur eben alles eine Spur grösser.
Am Abend dann Ankunft in unserem Hotel am Fusse des Mount St. Helens. Auf dem Parkplatz das schon fast gewohnte Bild: Falks und Susannes goldfarbener Impala. Warum verabschieden wir uns eigentlich ständig von den Beiden, wenn wir uns dann doch wieder über den Weg fahren???
Tag 14: Tanz auf dem Vulkan
Aufbruch zum Mount St. Helens, dem Vulkan, der sich im Mai 1980 zur Hälfte in einer gigantischen Staubwolke auflöste und im Laufe der letzten Monate immer wieder durch neue seismische Aktivitäten auf sich aufmerksam machte. Ein neuer Dom soll sich gebildet haben, so die Internetseite. Mit Spannung warteten wir also auf den neuen Anblick. Doch sehen konnten wir dann herzlich wenig – Mount St. Helen hüllte sich in dichte Wolken und es schneite und schneite und schneite……
Also hiess es, wieder einmal, Abschied nehmen von Familie Müller-Hilsenbek und anschliessende Fahrt zum nächsten Nationalpark, dem Mt. Rainier Park.
…..30 Meilen entfernt schaute Mount St. Helens aus den Wolken! Also wieder ins Auto geschwungen und auf dem schnellsten Weg zurück.
Als wir nach einer Stunde ankamen, war die Bergspitze schon wieder in Wolken, aber der untere Teil war frei! Und tatsächlich – dort wo wir vor zwei Jahren noch in einen Krater geschaut hatten, ist heute ein riesiger Dom. Unglaublich, welch Kräfte hier am Werke sind.
Ein wenig eingeschüchtert, fast ehrfürchtig, packten wir dennoch unseren Flagkite aus. Was kann es schöneres geben als einen Drachen vor dieser Kulisse zu fliegen. Und wirklich – ein bisschen Gänsehaut hatten wir schon. Hier der Flagkite und direkt dahinter Mount St. Helens. Und das alles in absoluter Stille, friedlicher Ruhe, fernab jeglicher Zivilisation – wundervoll!
Tag 15: Zurück in Seattle
Letzter Tag vor unserem Aufbruch. Eva bestand darauf: shopping tour zusammen mit Charmayne.
Also Fahrt nach Tacoma zum Einkaufen (und für Ralf gab´s tolle Drachenbücher 🙂
Alles findet irgendwann ein Ende, so auch unser USA Urlaub. So hiess es diesmal wirklich Abschied nehmen. Abschied nehmen von Bob und Charmayne, die uns in Gig Harbor traumhaft verwöhnt haben, Abschied von den liebgewonnenen Freunden in British Columbia, Washington und Oregon, Abschied von einem grandiosen Land und einer wundervollen Natur.
Achja – Familie Müller-Hilsenbek hat nicht mehr unseren Weg gekreutzt. Und das, obwohl wir unplanmässig einen Tag länger in den Staaten waren, denn durch einen Schneesturm verpassten wir unseren Anschlussflug und kamen so in den Genuss eines Extratages in Chicago…..