Jedes Jahr wird ein anderes Kapitel der Drachengeschichte beleuchtet, 2007 fiel die Wahl auf französische Drachen. Die Classics gehen dabei über drei Tage und so fiel auch in diesem Jahr am Donnerstag der Startschuss zum Auftakt der Veranstaltung.
Traditionsgemäß laden die Veranstalter am ersten Tag in die Schule von Nordby ein, denn in der dortigen Aula findet das Symposium der Fanø Classics statt. Selbiges besteht zum einen aus einer Ausstellung, zum anderen aus Vorträgen namhafter Drachenhistoriker, die sich eingehend mit dem jeweiligen Thema beschäftigt haben. In diesem Jahr fanden wieder zahlreiche klassische Drachen ihren Weg in die Ausstellung. Dabei fanden die Besucher ein bunt gemischtes Bild aus Originalen und Nachbauten vor. Auch in diesem Jahr baten die Veranstalter um möglichst kurze, aber prägnante, Vorträge. So dauerte kein Vortrag länger als eine halbe Stunde, was der Veranstaltung sichtlich gut getan hat. Der Anfang machte dabei ein alter Bekannter: Falk Hilsenbek referierte über einen der kreativsten französischen Drachenbauer: Lucien Frantzen. Kaum ein Drachenbauer jener Zeit war so kreativ, kaum ein Drachenbauer so emsig mit neuen Modellen. Falk traf eine Auswahl und stellte dem Publikum 10 der wichtigsten Drachen im Detail vor. Kein Unbekannter in der historischen Szene, aber neu auf dem Parkett der Vortragenden: Christian Kolz aus Hamburg. Sein Vortrag beleuchtete das Leben und Schaffen von Gomes, einem Franzosen, der zwar viele Drachen verkaufte, jedoch nie einen selbst konstruiert hatte. Nach dem frühen Tod von Gomes führte Georg Deffain dessen Geschäfte weiter – ein Feld, dessen sich Ulli Draheim im dritten Vortrag annahm. Denkt man an Frankreich, denkt man unweigerlich auch an den Drachenpionier Sacconey, der erste Versuche mit KAP unternahm, dann aber sehr schnell auf Manlifting umgestiegen ist. Dominique Coutard aus Frankreich ließ die Geschichte von Saconney lebendig werden. Zum Abschluss des Symposium dann noch zwei echte Leckerbissen: zum einen zeigte Falk Hilsenbek weniger bekannte Baupläne, die in der ersten Drachenzeitschrift der Welt, der “La Revue de Cerf-Volant” zwischen 1912 und 1914 veröffentlicht wurden. Frits Sauvé aus den Niederlanden schloss das Symposium mit schon fast philosophischen Betrachtungen zum Thema Drachenfliegen durch die Jahrhunderte ab. Am Freitag dann der Workshop der Fanø Classics. Klar, dass auch ein französischer Drachen gebaut werden sollte. Es war eine schwere Wahl, die Michael von Rockenthien und Falk Hilsenbek zu treffen hatten, aber am Ende wurde ein würdiger Drachen ausgeguckt: die L´Antoinette nach Gomes. Bereits um 8 Uhr in der früh legten die Workshopteilnehmer los und gegen Abend waren fast alle fertig. An dieser Stelle ein besonderer Dank an die Schule in Nordby, die Jahr für Jahr die Veranstaltung unterstützt. In diesem Jahr ließ der Direktor gar kurzerhand Unterricht ausfallen, da der Workshop beide Werkräume belegte – mange tak! Am Samstag dann sollte das gemeinsame Fliegen der Drachen stattfinden, doch an Auspacken der kostbaren Einzelstücke, geschweige denn Fliegen selbiger, war nicht zu denken. Der Strand war aufgeweicht, es regnete unaufhörlich. So wurde in der Hoffnung auf besseres Wetter das gemeinsame Fliegen auf Sonntag verlegt. Dieser startete verheißungsvoll und einige Drachen waren bereits in der Luft. Frohe Minen bei den Freunden von Baumwolle und Bambus: heute konnte geflogen werden. Schnell waren die Drachen aufgebaut, noch schneller in der Luft. Übersehen wurde dabei die schwarze Wand, die am Horizont auftauchte und ebenfalls mit beeindruckender Schnelligkeit an Größe und Fahrt zunahm. Schneller als einem lieb sein konnte brach ein Unwetter über die Insel herein, das so vorher noch nicht erlebt wurde. Der ganze Spuk dauerte nur eine viertel Stunde, aber der Strand stand komplett unter Wasser. Ebenfalls komplett durchweicht: die Drachen und ihre Eigner. An Drachenfliegen war nach diesem Unwetter nicht mehr zu denken und so vertagte sich die Gemeinde der historischen Drachen eben aufs nächste Jahr. |