Drachenfliegen zwischen Pizza & Pasta

Drachenfest Ferrara und Cervia

April 2006

Wer Ende April noch nichts vor hat und gleichzeitig dem tristen Wetter in Deutschland entfliehen möchte, der hat die Chance mit nur zwei Wochen Urlaub gleich drei tolle Drachenfeste im sonnigen Süden mitzuerleben. Die Rede ist von den italienischen Drachenfesten in Ferrara, Cervia und Castiglione.
Entweder fliegt man den Flughafen von Bologna an, der 40km von Ferrara entfernt liegt, wer seiner Frau etwas Gutes tun möchte fliegt zunächst nach Venedig und macht sich dort einen schönen Tag. Mit dem Auto sollte man tunlichst nicht nach Venedig hineinfahren, denn dann kommt man automatisch in den Genuss eines 24 Stunden Parkscheines zu 20 Euro, auch wenn man nur 2 Stunden parken möchte.

 

Die Weiterreise von Venedig nach Ferrara ist kurz und schmerzlos, liegen doch gerade einmal 100km zwischen den beiden Städten. Ist Venedig schon beeindruckend, so steht Ferrara in architektonischer Sicht in nichts nach. Insbesondere der mittelalterliche Stadtkern lädt zu einem Bummel ein.

 

Zu dem Drachenfest selbst sollte man eigentlich gar nicht so viel schreiben. Es ist eines jener Drachenfeste, die klein, aber fein sind und liebevoll von dem lokalen Drachenverein Vulandra organisiert werden. So sollte das Drachenfest eigentlich bleiben, was es ist – ein richtig guter Geheimtipp. Dennoch, es wäre unfair nicht darüber zu berichten, dazu ist die Stimmung auf diesem Fest einfach zu gut.

 

Das besondere an Ferrara ist, dass dieses Drachenfest jedes Jahr unter dem Motto eines anderen Drachen steht. Die Vulandras bitten dabei die Teilnehmer des Drachenfestes darum den jeweiligen Mottodrachen nachzubauen um dann gemeinsam in Ferrara einen Massenstart durchzuführen. So war dies 2001 beispielsweise Jimmy Pentagon, 2003 der Basquet und 2005 der Circoflex. Da Ferrara traditionsgemäß ein Schwachwindgebiet ist, wurde für 2006 ebenfalls ein Leichtwinddrachen gesucht. Dieser wurde schließlich in Form des Sverkers gefunden. Bis auf das Äußerste gespannt sind wir so nach Ferrara gereist, nicht wissend wie viele Drachenflieger denn nun den Sverker nach unserem Bauplan gebaut haben. Um es vorweg zu nehmen, 74 Sverker fanden den Weg nach Ferrara, wobei die Vulandras ihrerseits mit 10 Drachen zu der Statistik beitrugen. Eva wiederum hatte daheim den Backofen angeschmissen und kleine Sverker aus FiMo gebastelt – so bekam jeder Drachenfreund, der in Ferrara einen Sverker an den Himmel zog, einen FiMo Sverker an die Brust genagelt.
 
Sicherlich, das gemeinsame Sverkerfliegen war der Höhepunkt in Ferrara. Daneben gab es aber auch andere wunderschöne Drachen und Drachenfreunde, die Akzente setzten. Allen voran die aus der Schweiz stammende Gruppe Carpe Diem, die ein um das andere Mal ihren eigenen kleinen Massenstart von Drachen machten.

 

Am Dienstagmittag frischte dann der Wind soweit auf, dass auch die Stablosen ausgepackt werden konnten. Allen voran das große Ufo der Vulandras erwies sich hier als Publikumsmagnet.


Am Abend dann grosses Banket im Festzelt. Traditionsgemäss werden die Gastgeschenke ausgetauscht – bei über 100 Drachenfliegern und Drachengruppen eine etwas längere, aber dennoch lustige, Angelegenheit.

Etwas weiter auf dem Flugfeld stachen die wundervollen Zellendrachen ins Auge. Nicht nur die Größe und Form dieser Drachen waren bemerkenswert, der Erbauer selbst nicht weniger. Hierbei handelte es sich um einen 86 Jahre alten Italiener, der nicht nur Drachen, sondern gleich auch eine Crew von vier jungen Leuten mitgebracht hatte. Die Crew hatte dann unter fachkundiger Anleitung des 86 jährigen die Drachen aufzubauen und auf das Flugfeld zu bringen. Wer meint, dass die Jungs dann auch die Drachen hätten fliegen dürfen, irrt. Der Italiener selbst ließ es sich nicht nehmen seine Drachen, die immerhin einen Durchmesser von 5 Metern aufwiesen, selbst in die Luft zu ziehen. Erst dann durfte die Crew die Drachenschnur übernehmen. Auf seine Drachen angesprochen gab der Mann bereitwillig Auskunft. Nur seinen Namen, den verriet er uns nicht, denn seine Drachen wären wichtig, nicht seine Person, so der Mann.

Apropos ältere Mitmenschen und ihre Motivation. Nicht unerwähnt bleiben darf auch das lokale Alterheim, das es sich nicht nehmen lässt die versammelte Drachenfliegerschar den ganzen Tag über mit Essen zu versorgen. Und was für ein Essen! Beste italienische Pasta und Antipasti in mindestens zwei Gängen pro Durchgang. Drachenfliegerherz, was willst Du mehr – Bella Italia in seiner reinsten Form.


Viel zu schnell gingen diese vier Tage in Ferrara rum und ein wenig wehmütig nahmen wir Abschied von dieser bezaubernden Stadt. Unsere Reise führte uns weiter nach Cervia, dh. wiederum knappe 100km hin zur Adria. Welch ein Wechsel, welch ein Unterschied der Drachenfeste. Hier das gemütliche und beschauliche Ferrara, dort die hektische Mega-Veranstaltung von Cervia. Entlang des Strandes von Cervia gab sich die internationale Drachenprominenz ein Stelldichein. Hinter Gitterzäunen wird dem Publikum bereitwillig die Drachen gezeigt. Keine Ahnung, wer hier mehr zu bedauern ist – das Publikum, das vom Drachenstrand abgehalten wird oder die Drachenflieger, die auf einer eingezäunten Fläche fliegen müssen. Andererseits lebt Cervia nicht nur von den Drachen. Es ist einfach wunderschön einmal seine Gedanken in den verschiedenen Windparks streifen zu lassen, die Handwerkskunst bei den Bambusdrachen zu bewundern oder sich einfach einmal mit einer Flasche italienischen Rotweins, einem Brötchen und ein wenig Salami mitten auf das Feld zu legen – Bella Italia in seiner farbenfrohen Variante.

Wer es ein wenig ruhiger mag, dem sei die Weiterfahrt nach Castiglione empfohlen. Hier trifft der Drachenfreund dann wieder auf all die munteren Italiener aus Ferrara. Diese lassen nämlich traditionsgemäß Cervia aus und fahren von Ferrara gleich weiter ins südlicher gelegene Castiglione. Weniger Stars und Sternchen, keine Umzäunungen, dafür familiäre Nähe zu allen Menschen, die mit einer Drachenschnur in der Hand über den Platz laufen. Auch Bella Italia, nur in einer ruhigeren Art.

Barbara und Edoardo haben wir vor einigen Jahren in Indien kennengelernt und seit dem immer mal wieder an irgendeinem Ort auf dieser Erde getroffen. Als wir uns in Ferrara wiedersahen, kamen wir nicht umhin Barbara um ein richtiges Rezept für Spaghetti Bolognese zu bitten. Dieses erhielten wir in Form eines Rezeptes ihrer Grossmutter. In der Zwischenzeit hat Eva mehrmals nach diesem Rezept gekocht und was muss ich sagen: BELLA ITALIA!!!!

Zutaten für 4 bis 6 Portionen

  • 250gr Hackfleisch vom Rind
  • 1 Esslöffel Olivenöl
  • 1 Esslöffel Butter
  • 1 grosse Zwiebel, gehackt
  • 1 Zehe Knoblauch
  • 1/4 Tasse Rotwein
  • 2 Karotten, geschält und gehackt
  • 1 16oz Dose ganze Tomaten im Saft (entspricht 450gr)
  • Salz und Pfeffer zum Abschmecken
  • 1 Pfund Nudeln
  • Parmesan “Reggiano”

Und so geht es:
Zwiebel und Knoblauch schälen und hacken. Karotten schälen und in kleine Stückchen schneiden. In einem grossen Topf wird das Hackfleisch angebraten. Anschliessend das Fett abgeschöpft und das angebratene Fleisch irgendwo ausserhalb des Topfes für später aufgehoben. Ohne den Topf zu spülen werden nun Ziebeln und Knoblauch im Olivenöl und der Butter angebraten bis die Zwiebeln durchsichtig werden. Den Topf mit dem Wein ablöschen und um die Hälfte reduzieren lassen. Die Tomaten pürieren und zusammen mit dem Fleisch und den Karotten in den Topf geben. Anschliessend mindestens 1 1/2 Stunden ziehen lassen (unsere Erfahrung sagt 2 Stunden und aufgewärmt schmeckts noch besser). Sollte die Sauce in der Zwischenzeit zu dick werden, Hühnerbrühe dazugeben. Abschliessend mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Nudeln in einfachen Salzwasser kochen. Kein Öl oder sonstige Schweinereien dazugeben. Wenn die Nudeln aldente sind, abtropfen lassen, nicht abschrecken! Einen Teelöffel Olivenöl unter die Nudeln ziehen und mit der Sauce vermischen.
Auf dem Tellen anrichten und mit Parmesan garnieren.

Buon appetito!

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