Frank Ludwig – ein Portrait

 

Vielleicht haben Sie hier den interessanten Testbericht der beiden Kunstdrachen von „Kite ´n´ Art“ gelesen. Seinerzeit haben wir schon ein wenig von den Ideen und Gedanken, die hinter dem Projekt stehen, geschrieben.
Nun wollen wir auf den Kopf, der hinter „Kite ´n´Art“ steht, näher eingehen und ein wenig mehr zu der Philosophie des ersten westlichen Kunstdrachenverlages schreiben.

Erfinder, Denker, Konstrukteur, Verleger, Künstler – gar Multitalent?
Was könnte man alles von dem Mann, der hinter „Kite ´n´ Art“ steht, schreiben. Dabei hat bei Frank Ludwig alles ganz harmlos angefangen.
Der Psychotherapeut aus der Nähe von München hat vor ca. 12 Jahren seine Liebe zu den Drachen gefunden. Mehr oder minder zufällig, wollte er doch seiner damals dreijährigen Tochter einen Drachen bauen. Diese zeigte sich jedoch wenig interessiert. Der Vater aber blieb am Drachen hängen und entwickelte sich schnell weiter. Dabei stellte er sich oftmals die Frage warum Dinge im Drachenbau so kompliziert sein müssten und ob es nicht einfachere Lösungen gäbe.
Hier war der Konstrukteur in Frank gefragt und schon bald wurden erste Lösungsansätze entwickelt.
Konsequenter Weise hieß dann auch die erste Eigenentwicklung „Wind of Change“. Dieser Drachen stellte ein Hexagon mit variabler Gestängeführung und austauschbaren Waagen dar und konnte sowohl als 1, 2, 3 und 4-Leiner geflogen werden. Diese konstruktive Spielerei war ein wichtigerer Zündfunke für seinen drachentechnischen Erfindergeist.

Der nächste wegweisende Abschnitt in der drachenfliegerischen Laufbahn des Frank Ludwig sollte sich im Kontakt zu Dr. Paul Eubel erweisen. Dr. Eubel war seinerzeit Leiter des Goethe-Institutes in Japan und Initiator der Ausstellung „Bilder für den Himmel“, für die namhafte Künstler rund um den Globus Drachen bemalt haben. Besagte Ausstellung, die jahrelang auf verschiedenen Kontinenten zu sehen war, hat nunmehr ihre Heimat im Kunstdrachenmuseum von Detmold gefunden.
So recht glauben mochte Frank Ludwig die Aussage von Paul Eubel, nachdem kein einziger angesprochener Künstler seine Mitarbeit abgelehnt habe, zunächst nicht.
Doch bei näherer Betrachtung erwies sich diese Aussage als einleuchtend, bietet der Himmel doch einem Künstler die größte mögliche Präsentationsfläche seiner Werke. Und weil diese Ausstellungsfläche quasi nur aus natürlichem Licht besteht, muss ein Künstler einfach Interesse an einem Kunstdrachen-Projekt haben. Der Drachen selbst, als flugfähige Leinwand, wird so zum wichtigen Katalysator für die Sprache des Künstlers, denn der weiß, dass sein Bild auch vom räumlichen Umfeld beeinflusst wird (eine große Museumswand macht jedes Bild prägnanter als eine durchschnittliche Wohnzimmerwand). Die attraktivste Ausstellungsfläche aber ist der Himmel und nur ein Drachen kann das Bild dort aufhängen.
Außerdem ist die Situation beim Drachensteigen der Kunstbetrachtung förderlich, die ja auf offene, erweiterte Wahrnehmung abzielt, so Frank. Die ausladenden Armbewegungen an der Drachenleine, der Blick nach oben öffnen Brustkorb und Lunge. Die visuelle Fokussierung auf einen Punkt, das sich Treibenlassen, das der Flug eines Drachens im Betrachter hervorruft ist mit einer sog. Mandalameditation vergleichbar; es entspannt, bereitet Freude, öffnet die Seele, bewirkt als geistiges Durchatmen das allseits bekannte Drachenlächeln. O-Ton Frank: „Drachenfliegen lüftet Hirn und Körper aus!“
Wenig ist davon bei dem ansonsten grandiosen Kunstdrachenprojekt von Dr. Eubel zu spüren und dies findet Frank Ludwig schade. Drachenfliegen, so Frank, ist zwar keine Therapie, tut aber unwahrscheinlich gut.

Und noch ein Manko meint Frank Ludwig bei den „Bildern für den Himmel“ entdeckt zu haben.
Der Verleger als drachentechnischer Vermittler fehlt. So begrüßenswert es auch ist, dass namhafte Künstler für dieses Projekt gewonnen werden konnten, so schade ist es auch, dass eben manche dieser Künstler eigentlich nur das gemacht haben, was sie immer gemacht haben – nämlich ihren spezifisch an Leinwand gebundenen Werkstil. Manchmal fehlt eben das Drachenspezifische an einzelnen Arbeiten, wie z.B. die bewusste Integration von Schatten des Gestänges im Gegenlicht oder Farbmischeffekte des halbtransparenten Segels oder Effekte von Nah- und Fernwirkung. Frank dazu: “Wenn ein guter Entwurf als Realisierung auf einem Kunstdrachen keinen gestalterischen Mehrwert erhält, dann braucht man ihn doch nicht als Drachen umzusetzen!“

Und auch die Frage nach der Flugfähigkeit der einzelnen Kunstwerke sei gestattet.
Die Drachen wurden nur einmal auf jedem Kontinent der Erde geflogen. Mit Hinblick auf die Logistik und die teilweise doch recht fragile Kunst auf den Drachen, ist dies auch sicherlich richtig. Doch viele Drachen- und Kunstinteressierte konnten so die Drachen niemals in der Luft bewundern. Doch genau da, so Frank Ludwig, gehören Kunst-Drachen auch hin. Drachen, die nur in einem Museum zu bewundern sind, können nur als potentiell flugfähig bezeichnet werden.
So bleibt nur der Blick in den Ausstellungskatalog. Doch hier wurden die Drachen oftmals ohne Waage fotografiert, weil die vielschenkligen traditionellen Waageschnurbündel die Motive im Nahbereich empfindlich stören. Flugtechnische Kastration fürs Katalogfoto – wie beim Flyer für „Durchschnittsdrachen“- weil die Waage die Motive schlichtweg unansehnlich macht!

Franks Fazit zum Thema „Bilder für den Himmel“: tolle Ausstellung für alle Kunstinteressierten, aber traditionelle japanische Großdrachen sind nicht die idealen Träger für ein alltagstaugliches Kunstdrachenkonzept.

Hier kommt nun der schon Eingangs erwähnte Erfindergeist von Frank Ludwig zum Zuge. Frei nach dem Motto „geht nicht, gibt’s nicht“, ließ der Münchner nicht locker und überlegte sich Möglichkeiten, erschwingliche Kunst für die Allgemeinheit an den Himmel zu bekommen.

Zum einen sollten seine Kunstdrachen für jedermann zu bändigen sein und in normal große Wohn- und Büroräume als Bilder und Kunstobjekte hineinpassen. Keinesfalls sollten sie nur Drachenprofis vorbehalten sein. Also sollten es anfängertaugliche Drachen aus „westlichem“ Drachenbaumaterial bis ca. 150cm Kantenlänge sein.
Ferner sollte es möglich sein, dass sämtliche Waageschnüre außerhalb des Drachensegels angebracht werden, sodass für das eigentliche Kunstwerk eine glatte Fläche entsteht, die freie Gestaltung und unverschandelte Betrachtung der Motivfläche erlaubt – ohne die Waage abzumontieren.
Und zu guter Letzt sollte sich auch jeder solch ein Kunstwerk leisten können. Dies wird durch eine gewisse Stückzahl erreicht, denn Kunst wird im allgemeinen bezahlbar, wenn sie in Auflagenstärke realisiert wird – somit war die Vision eines Kunstdrachenverlages geboren.
Frank, der Fortschritt als einen Mehrwert an Nutzen plus weniger Aufwand definiert, kam zu einen hervorragenden Ergebnis: Segeldurchbrüche werden komplett weggelassen, durch eine spezielle Wahl der Spreizstäbe und Anbringung von Begrenzungsschlaufen kann die Waage außerhalb angebracht werden. Siebdruck auf Spinnaker ermöglicht wiederum eine hochwertige Reproduktion der Motive und somit die Belastbarkeit und die Bezahlbarkeit der Kunst.
Somit war er geschaffen – der Posterdrachen, ein Kunstdrachenträger für die Allgemeinheit, der sich zudem dadurch auszeichnet, dass sich der Drachen dem Kunstformat anpasst und nicht etwa die Kunst auf den Drachen zugeschnitten werden muss.
Frank Ludwig hat diese Art des Drachenaufbaus 1996 zum Patent angemeldet und im selben Jahr Kite´n´Art, den ersten Kunstdrachenverlag, gegründet.

Nun stellte sich die Frage welche Kunst auf den Drachen kommen sollte.
Frank lässt sich Zeit mit der Auswahl seiner Objekte, denn er möchte sie selbst noch nach Jahren mögen. So wird das Portfolio zwar langsam, aber stetig ausgebaut.
Am Anfang galt es jedoch erst einmal die Kunstgemeinde von der Idee zu überzeugen. So baute Frank zunächst einen großen Posterdrachen und brachte auf ihm eine Reproduktion eines Matisse an.
Mit diesem Drachen unter dem Arm ging er (unangemeldet) in eine Galerie in München-Freising und nach 1 ½ stündiger Bearbeitung war der Galerist von dieser Idee überzeugt.
Letzterer verschaffte Frank Ludwig Kontakt zu renommierten Künstlern und so waren es schließlich Horst Georg Heidolph und Hans Dumler, mit denen Frank Ludwig als erstes zusammenarbeitete.

1997 konnte Frank Ludwig zum ersten Mal seine Kunstdrachen in zwei Museumsausstellungen präsentieren und vier Jahre später schaffte er auch den Sprung als Fachgeschäft für Kunst, Drachen und Zubehör ins Internet.
Auch hier hat Frank wieder seine ganz eigene Philosophie dabei, denn entgegen den vielen „ex- und hop“ Onlineshops der New-Economy, die zwar viele bunte Grafiken aber herzlich wenig Info bieten, legt er Wert darauf, auch im Internet gute Beratung bieten zu können. So hat Frank Ludwig alle Artikel, die er anbietet, auch selbst geflogen, getestet, immer ausgiebig ausprobiert und manchmal, wie z.B. beim Bodenanker „Kitefix“ auch selbst entwickelt. O-Ton Frank: „Im Marketing heißt es, Qualität schafft Nachfrage. Aber wie schafft man Qualität? Ich bin fest davon überzeugt, dass hinter der vordergründigen Produktqualität, als eigentliches Qualitätsmerkmal immer die Freude und Lust steht, mit der man etwas gemacht hat. Und du kannst mir glauben, es macht mir sehr viel Freude, neue, eigene Wege zu gehen.“

 

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