Tag 1: Kopenhagen – Beijing & Ausflug in die verbotene Stadt

Endlich – nach unserer tollen China-Reise 2004 war es wieder soweit. Nonstop mit SAS von Kopenhagen nach Beijing. Dank Jetstream verkürzte sich die Reisezeit von 9 1/2 auf nur 8 Stunden und wir waren vor unserer Zeit am Zielort. Im Hotel angekommen trafen wir auf Sven und Danny, Hilmar und Peter trudelten eine halbe Stunde später ein. Damit war die dänische Delegation für China 2005 komplett.
Nach einem kurzen Besuch der Dusche ging es mit dem Taxi in die verbotende Stadt. Diese wollten wir ja eigentlich schon letztes Jahr besichtigen, aus Zeitmangel wurde aber nichts daraus. Wie das ganze Land auch, bereitet sich speziell Beijing auf die Sommerspiele 2008 vor, was die gesamte Stadt mehr oder minder in eine riese Baustelle verwandelt. So auch die verbotene Stadt. Leider kamen wir nicht in alle Gebäude hinein, nicht einmal sehen konnten wir alles, denn viele Gebäude waren mit Gerüsten verstellt. So gesehen wäre ein Ausflug in den Sommerpalast sicherlich sinnvoller gewesen, aber was solls.

 

Tag 2: Beijing: Ming Gräber & Drachenflieger auf der grossen Mauer

  Bevor es morgen weiter nach Weifang geht, steht der zweite Tag rein für Sehenswürdigkeiten in und um Beijing zur Verfügung. Der Auftakt machte der Besuch einer Jade-Fabrik, anschliessend Weiterfahrt zu den Ming-Gräbern vor den Toren von Beijing. Diese waren bereits renoviert worden, sodass wir nun nicht mit langen Gesichtern vor Baugerüsten stehen mussten. 13 dieser Gräber der Ming Kaiser gibt es vor den Toren von Beijing, wobei “Gräber” wohl ein wenig untertrieben ist. Jedes Grab umfasst eine ganze Anlage, von nur 1.5km bis zu 5km Länge und jede Grabanlage besteht aus mehreren Gebäuden, die in einen bestimmten Muster zu sich selbst, aber auch zu der ihnen umgebenden Natur angeordnet sind. In der Tat wurde die Stelle der Gräber sehr sorgfältig und mit Bedacht gewählt – irgendein Streifen Land kam nicht in Frage, nein, das perfekte Zusammenspiel aus Erde, Wasser, Feuer und Luft musste an diesem Platz gegeben sein.

 

 

Nach dem Mittagessen Weiterfahrt ca. 50km in den Nordwesten von Beijing. Hier steht die Besichtigung der grossen Mauer auf dem Programm. Wir stehen vor der Wahl mit einer Kabelbahn die Hälfte des Berges zu bewältigen oder einen dreistündigen Anstieg in Kauf zu nehmen. Als ordentliche Flachlandtouristen entschliessen wir uns für die Kabelbahn und werden direkt zur Mauer gekarrt. Hier wandeln wir eine Weile auf den Spuren chinesischer Geschichte, schier überwältigt von den Dimensionen des Bauwerkes, bis immer drängender der Wunsch nach einem Drachen die Überhand gewinnt.
Zunächst noch etwas zögerlich, nach dem aufmunternden Lächeln der uns umgebenden Chinesen dann aber immer mutiger, bauen wir unsere Drachen an einer geeigneten Stelle auf, spannen die Schnur. Ein Ruck am Seil, der Drachen steht steil am Himmel. Durch den doch etwas böigen Wind tänzelt er von der einen Seite zur anderen, dennoch – wir haben es geschafft. Das im wahrsten Sinne des Wortes Urgestein chinesischer Kultur unter unseren Füssen, ein Drachen am blauen Himmel und im Hintergrund dieses Wahnsinns-Bauwerk. Worte erfassen nur unzulänglich, was in dieser Stunde in unseren Köpfen vorging. Es war in jedem Fall ein beeindruckendes Erlebnis und wenn ich ehrlich sein soll, dann erwische ich mich immer wieder im heimischen Büro am Schreibtisch sitzend und tagträumend – von diesen Minuten, als der Drachen hoch über den Köpfen der Zuschauer über diesem Sinnbild chinesischer Kultur schwebte.

 

Tag 3: Transfer Beijing – Weifang

Heute nun wollten uns unsere Gastgeber aus Weifang in Beijing abholen. Nach einem richtig guten Mittagessen wartete der Bus auf uns. Oder besser gesagt, wir auf ihn. Denn erst einmal kam gar nichts. Und was dann um die Ecke bog, zauberte doch ein wenig Schmunzeln auf unsere Lippen. King Long nannte sich das Gefährt und hatte gerade genügend Sitzplätze für die anwesenden Drachenflieger. Dumm nur, dass Drachenflieger in der Regel überlanges Gepäck mitzunehmen pflegen und so räumten unsere chinesischen Begleiter ein, räumten aus, räumten um und nach ca. einer Stunde emsigen Räumens stand fest, ein weiterer Bus muss her. Dies war in Form eines Ford Transit schnell gefunden. Die dänische Mannschaft verzog sich somit in ihren eigenen Privatbus und los ging die achtstündige Fahrt nach Weifang.

Tag 4: Bummeln in Weifang & Eröffnungsbankett

Nach der doch recht anstrengenden Fahrt gestern stand heute erst einmal Ausschlafen auf dem Programm. Anschliessend ging es auf Entdeckungstour in die Stadt. Der Trend, den wir letztes Jahr beobachtet haben, fand auch in den vergangenen 12 Monaten seine Fortsetzung. Die Chinesen renovieren wie die Weltmeister, bauen ihre Stadt komplett um und erneuern was nur zu erneuern geht. Das alte China bleibt dabei auf der Strecke und auch in diesem Jahr vermissten wir den einen oder anderen Huton. An dessen Stelle steht dann der nächste Glaspalast.
Schon fast obligatorisch ist der Besuch bei Pan Bo Hua. Trafen wir uns im letzten Jahr in seinen Laden, wurden wir diesmal in seine Drachenfabrik, die mitten in Weifang liegt, eingeladen. Klar, dass wir hier nicht ohne Drachen wieder raus kamen. Ralf kaufte sich eine weitere Centipede und Eva schüttelte nur den Kopf – den die Centipede hat eine Grösse, die nur noch von einem Privatflugzeug transportiert werden kann. Zum Glück war die Woche lang genug in Weifang und so fand sich schliesslich ein Shipping-Agent, der sich bereit erklärte den Drachen in den nächsten Container nach Kopenhagen zu stecken.



Am Abend dann das grosse Eröffnungsbankett des Drachenfestes. Auch in diesem Jahr wieder mit einem gigantischen Menu, das alles auf den Tisch gebracht hat, was die chinesische Küche an kullinarischen Höhepunkten zu bieten hat. Die Seegurke haben wir nach den Erfahrungen im letzten Jahr allerdings nicht mehr probiert und die Spezialität “fritierte Hühnerfüsse” kam in diesen Jahr auch nicht auf den Tisch. Dafür überraschten uns unsere Gastgeber mit einer anderen Spezialität: Skorpion. Nach ein wenig Überwindung probierten wir dann doch das wunderliche Tier und siehe da – einmal von Schwanz und Füssen befreit, schmeckte der Scorpion richtig gut! Recht trocken, dafür aber sehr würzig.

Nach dem Bankett machten wir uns selbstständig und gingen auf eins, zwei Bierchen in eine nahe Kneipe. Rein zufällig trafen wir hier auf andere Drachenflieger und so wurden aus dem ein, zwei Bierchen schnell ziemlich viele Bierchen…….

 

Tag 5: Bummeln zweiter Teil & Eröffnung im Stadium

Zunächst einmal stand der zweite Teil der Entdeckungstour durch Weifang auf dem Programm. Und ja – shopping darf natürlich auch nicht vergessen werden, schliesslich gibt es in China CDs, DVDs und Stoff zu richtig guten Preisen.



Am Abend wurden wir in das Sportstadium von Weifang gefahren. Hier fand die Eröffnungsveranstaltung statt – eine Feier, die live durch CCTV2 in das ganze Land übertragen wurde und auf der alle bekannten Stars und Sternchen des Landes auftraten.

 

Tag 6: Erster Drachenfesttag

Es ist soweit! Der erste Drachenfesttag ist gekommen. Und nicht etwa nur ein Drachfest, nein, auch ein Wettbewerb soll an den kommenden beiden Tagen stattfinden. Mutig nannten die Chinesen diesen Wettbewerb gar “Worldkite Championships”, doch Vorentscheidungen auf nationaler oder kontinentaler Ebene fanden nicht statt. So konnte sich also jeder, der Lust und Laune hatte, gleich seiner drachentechnischen Vorbildung, an diesem Wettberwerb anmelden. Ob dann von Weltmeisterschaften gesprochen werden kann, sei einmal dahin gestellt, zumindest die Chinesen hatten ihren Spass. Bei uns Drachenfliegern sah die Geschichte leider ein wenig anders aus. War im letzten Jahr Weifang richtig gemütlich, ein tolles Miteinander verschiedener Drachenflieger aus unterschiedlicher Nationen, so hielt mit den Worldkitechampionships der Konkurenzgedanke Einzug auf dem Drachenfeld. Weg war der Flair des Miteinanders, weg diese Nationen übergreifende Zusammengehörigkeit. Hinzu kam der eine oder andere organisatorische Engpass – Guides wussten nicht recht wann ihre Schützlinge wo zu erscheinen hatten, und das Wettberwerbsfeld für die Stablosen mass 10 auf 10 Meter – wie sollen hier bei Kachelwind mehrere Grossdrachen gleichzeitig nebeneinander über 10 Minuten stehen, zumal der Einsatz von Liftern seitens der Organisation abgelehnt wurde.
Wie dem auch sei, hielt man sich aus dem Wettbewerbsgeschehen raus, konnte man doch das eine oder andere Kleinod am Rande entdecken – wie beispielsweise die wundervollen Centipeden der Chinesen, der Stabdrachen von Pan oder der preisgekrönte Tetra von Rene aus der Schweiz.

 

Tag 7: Zweiter Drachenfesttag

Zweiter Drachenfesttag und somit auch zweiter Tag der “Worldkite Championships”.
War am ersten Tag eine gewisses Vermögen zur Tolleranzbereitschaft seitens der Wettberwerbsteilnehmer gefordert, traf dieses Wesensmerkmal heute auf seine Meisterprüfung. Wieder standen unterschiedliche Wettbewerbe auf der Tagesordnung, die dänische Mannschaft hatte sich für den Wettberwerb “der am höchsten fliegende Drachen” angemeldet. Einen Wettberwerb, den wir durchaus mit einem gewissen Interesse und Ernsthaftigkeit betrachteten, denn wo sonst hat man ein Drachenfest, bei der die Höhenbeschränkung vollkommen aufgehoben worden ist? Hinzu kommt, dass wir in der Fa. Ockert einen Zusammenarbeitspartner gefunden haben, der uns bereits im Vorfeld des Drachenwettbewerbes mit Leinen versorgt hat. Die Climax Black Line von Ockert hat sich im übrigen als optimale Drachenschnur für den Höhenwettbewerb erwiesen: sehr dünn im Querschnitt bei gleichzeitig hoher Bruchlast, vermindert sie den Luftwiderstand auf ein Minimum. Und das schreibe ich nicht, weil ich solch ein netter Mensch bin oder mich Ockert gegenüber in der Schuld fühle, das schreibe ich, weil das gesamte Team von Ockerts Black Line mehr als angetan ist.
So, Schluss mit dem Werbeblock, rein ins Wettbewerbsgeschehen! Die Höhenfreigabe war also aufgehoben und das chinesische Militär rückte mit einer Anlage zur Höhenmessung an. Wir wiederum waren mit mehreren Mezger und Roloplan Drachen sowie um die 5000m Drachenschnur in unterschiedlichen Bruchstärken recht gut auf das was kommen wird vorbereitet. Dachten wir zumindest. Denn wir rechneten nicht mit den organisatorischen Unzulänglichenkeiten, die schon am Vortag manch graues Haar gekostet haben.
Um es kurz zu machen – wir starteten den Wettbewerb mit einem unserer Mezger. Der Wind war leicht, aber konstant, der Mezger optimal eingetrimmt. Letzterer stand im steilen Winkel und zog richtig ordentlich. So waren dreiviertel der ersten 1000m Spule bereits draussen, nichts hing durch, der Drachen stieg ordentlich weg und nahm Schnur willig an. Hilmar war für den Aufstieg verantwortlich, liess stätig Schnur nach, während Ralf bereits die nächste Rolle klar machte. Da ein Schrei aus Evas Richtung, ein brrrrrrrrrrr-WUMM aus der anderen Richtung – und ein koreanischer Lenkdrachenflieger hat seinen Schrottkoffer um unsere Leine gewickelt. Keine Ahnung, was diesen Menschen dazu bewegt hat just im Wettbewerbsfeld Zweileiner fliegen zu wollen, keine Ahnung wo die Ordner der Organisation in diesem Moment waren, wir hatten auf jeden Fall einen Leinenriss und Mezger Nummer 1 entschwand in Richtung Horizont.
Während Ralf den Koreaner noch kleiner stutzte als Mutter Natur diesen Menschen von Haus aus gemacht hatte, nahm Hilmar die Sache noch recht ruhig und baute Mezger Nummer 2 auf. Mittlerweile hatte die Orga auch Ordner abgestellt, die Lenkdrachenflieger vom Wettberwerbsfeld fernhielt, sodass wir mit Aufstieg Nummer 2 beginnen konnten. Ca. 500 Meter hatten wir draussen, da machte es wiederum batsch. Wir sind der benachbarten brasilianischen Delegation zu nahe gekommen und wie sich hinterher rausgestellt hat, flogen diese netten Zeitgenossen mit Manjaleinen. Klasse – auch die Kevlar der deutschen Delegation sollte im Laufe des Wettbewerbes Bekanntschaft mit der Manja machen.
Hilmar, mittlerweile schon deutlich angesäuert, baut Mezger 3 auf. Wieder Drachen in die Luft, wieder Zug ohne Ende, wieder fast 1000m draussen, wieder bückt sich Ralf um die nächste Spule klar zu machen – wieder macht es batsch. Diesmal flog die Drachenspule in Richtung brasilianische Delegation und wir hatten die Schnauze voll.

Hilmar hat gegen Abend übrigens seinen ersten Mezger von einer netten Chinesin zurückbekommen. Der Verlust verminderte sich somit um 1/3, an diesem Tage wäre aber sicherlich mehr drinne gewesen.
Wie dem auch sei – hat halt nicht sollen sein und auch an diesem Tage gab es am Rande der Wettbewerbe wieder klasse Drachen zu sehen!

Am Abend machten wir uns noch auf zum Rathaus von Weifang, wo täglich zwischen 19h und 21h Wasserspiele stattfinden

 

Tag 8: Jang Jabu und Abschlussveranstaltung

Das Drachenfest in Weifang ist vorbei, jetzt steht das turistische Rahmenprogramm auf der Tagesordnung. Und dies bedeutet Ausflug nach Jang Jabu, einer kleinen Stadt vor den Toren Weifangs. Wie schon im letzten Jahr wird hier traditionelles, chinesisches Handwerk gezeigt. Es zeigte sich, dass auch hier die Chinesen fleissig am bauen sind und so gab es einige neue Häuser zu sehen. Auffällig war zudem, dass sich die Anzahl der Läden sprunghaft erhöht haben, während die Werkstätten leider weniger geworden sind.

Für Danny, Sven, Peter und Hilmar endete die Chinareise hier, denn die Armen müssen am kommenden Montag bei Ihrem Arbeitgeber auf der Matte stehen. So schrumpfte die dänische Delegation auf Eva und Ralf zusammen.
Am Abend wurden wir wiederum ins Stadium gebeten. Hier fand die grosse Abschlussfeier statt. Nun ist bekannt, dass die Chinesen feiern können, aber mit ihrem Feuerwerk übertrafen sie alles. Offensichtlich wurden die Lager der pyrotechnischen Fabriken kurzerhand geleert um in einer 45 minütigen Show ein grandioses Spiel aus Feuer, Licht, Rauch und Musik an den Nachthimmel von Weifang zu zaubern.

 

Tag 9: Von Weifang nach Qingdao

Früh morgends steht der Bus vor dem Hotel. Todmüde treten wir die dreistündige Fahrt nach Qingdao an. Hier erwartet uns zunächst das offizielle Begrüssungsprogram.
Allerdings haben die letzten Tage ihre Spuren hinterlassen, sodass wir an diesem Abend relativ schnell im Bett enden.

 

Tag 10: Drachenfest Qingdao

Auf zum nächsten Drachenfest. Am Morgen werden wir an den Strand von Qingdao gefahren. Hier also soll das Drachenfest stattfinden. Schon auf dem ersten Blick zeigt sich, dass dieses Drachenfest eine Nummer kleiner als das in Weifang ist. Keine grossen Tribünen, keine Weltmeisterschaft, einfach nur ein Sandstrand mit Badegästen und Drachenfliegern. Schnell stellt sich die gewohnte chinesische Gemütlichkeit ein und als gegen Mittag auch der Wind auffrischt, macht es richtig Spass an diesem Fleckchen Erde die Drachen in den Himmel zu lassen.
Viele Drachenflieger haben den Weg von Weifang nach Qingdao gefunden, andere Drachenflieger, wie der Japaner Ohashi, packen erst hier ihre Werke aus.


Tag 11: In den Bergen von Qingdao, am Monument und das Abendbankett

30km östlich von Qingdao beginnt das Lao Shan Massiv, eine Bergkette, die direkt am gelben Meer beginnend bis zu 1100m aufsteigt. Lao Shan bietet mit seinen bizarren Felsformationen, den tiefen Schluchten, den Wasserfällen und seiner üppigen Vegetation ein wundervolles Naturschauspiel. Die hier entspringenden Quellen liefern nicht nur den Grundstock für das berühmte Qingdao-Bier, sondern auch für das in ganz China erhältliche Lao Shan Mineralwasser.
Hans Peter von der deutschen Delegation lud uns in deren Reisebus zu einem Ausflug in diese Region ein. Ebenfalls mit auf dem Programm: Taiping Gong, ein daoistischer Tempel aus der Song-Zeit. Klar, dass wir da nicht lange überlegen brauchten und spontan mitgefahren sind.

Am Nachmittag wollten wir nochmals das tolle Wetter nutzen und verabredeten uns mit den anderen Drachenfliegern am Strand. Diesmal wählten wir jedoch einen anderen Abschnitt, ein Gebiet, auf dem auch Einheimische anzutreffen wären. Etwas gewöhnungsbedürftig war die Flugwiese ja schon – hier die Strandpromenade, dann eine ca. 100m breite Wiese und direkt dahinter die Wolkenkratzer der Skyline. Mitten auf der Wiese ein orangefarbenes Stahlungeheuer, das ein Ehrenmal zur Befreiung Qingdaos von den Fremdmächten darstellen soll. Qingdao war von 1898 bis 1914 in deutscher, danach für vier weitere Jahre in japanischer Hand. Auf der Wiese trafen wir tatsächlich Chinesen, die Drachen flogen. Diese zeigten sich ganz angetan von den westlichen Drachen und begannen sofort den Cody der Schweizer und unseren Mezger zu vermessen. Irgendwie brachten wir es nicht über das Herz den Drachenfreunden zu erzählen, dass es keineswegs neue Drachen sind, sondern uralte Konstruktionen. Aber, mal Hand aufs Herz, was ist schon uralt in einem Land mit einer Drachenbautradition von 2500 Jahren? Leider konnten wir durch die Sprachbarriere den Jungs nicht vermitteln, dass wir ihnen gerne Baupläne senden würden – so wurde also vermessen, gemalt und ausgiebig diskutiert.


Am Abend fand das grosse Abschiedsbankett statt. Und offenbar hat am Vortag doch wieder einer jener netten chinesischen Wettberwerbe stattgefunden. Nein, keine Weltmeisterschaft. Vielmehr einer jener Wettbewerbe, von denen man gar nicht mitbekommt, dass einer stattfindet, dafür aber dann am Abend mit viel Pomp und Gloria Urkunden, Medaillien und ähnliche Aussteuer überreicht bekommt. So also auch in Qingdao. Um was es bei dem Wettbewerb ging wissen wir immer noch nicht so recht, aber eine schöne Urkunde hat Ralf überreicht bekommen 🙂

 

Tag 12: Das deutsche Viertel von Qingdao

Das offizielle Programm ist nunmehr beendet. Einzelne Delegationen reisen nach Hause, andere weiter in den Süden von China auf das nächste Drachenfest. Eva und Ralf werden die nächsten fünf Tage in Qingdao bleiben und die alte deutsche Stadt ein wenig auf eigene Faust erkunden. Interessant ist das europäische Viertel, indem noch einige alte Häuser aus der deutschen Besatzungszeit stehen. Hier findet man auch die St. Michaels Kathedrale, deren neoromanischer Bau erst 1934 fertiggestellt wurde.

Am Abend wollten wir dann noch ein Bierchen mit aufs Hotelzimmer nehmen. Eva bestellte mutig einen Liter direkt vom Fass.
Wir schauten nicht schlecht, als der Wirt das Bier einfach in eine Plastiktüte abzapfte 🙂

Tag 13: Zhanshan Tempel & Taiping Shan

Mitten in Qingdao liegt der Zhongshan Park. Bis 1891 stand hier ein kleines Dorf namens Huiquan. 1915 wurde das Areal zu einem Park umgestaltet, der heute 66ha umfasst. An seinem östlichen Rand liegt der 1934 erbaute Zhanshan Tempel, in dem noch heute budistische Mönche ihrer Berufung nachgehen. Mitten im Zongshan Park liegt der Taiping Shan, ein Berg, der Qingdao quasi in zwei Hälften teilt. Auf ihn kommt man mittels einem Sessellift und dort oben eröffnet sich einem ein wundervolles Panorama über Qingdao – wenn denn Wetter und Smog mitspielen.

Tag 14: Signal Hill und die Kunst des Bierbrauens

Signal Hill wurde einst von den Deutschen als Signalstation für die Schiffahrt gebaut. Später wurde die Station als Funkstation ausgebaut und heute bieten Sie mit einem kleinen Museum zum Thema maritime Signalübertragung und einer Aussichtsplattform einen lohnenden Anlaufpunkt. Ebenfalls bleibenden Eindruck haben die Deutschen auf dem Gebiet der Getränke hinterlassen. Das in China weit verbreitete und aus Qingdao stammende Lao Shan Mineralwasser wurde ursprünglich von der deutschen Iltisquelle hergestellt, die bekannte Qingdao Brauerei wurde von Germania aufgebaut. Letztere wollten wir auch einen Besuch abstatten, hatten aber ganz bestimmt nicht damit gerechnet, dass jedem Besucher auf dem Rundweg durch die Brauerei an verschiedenen Raststationen insgesamt 2.5 Liter Bier pro Nase zusteht. Na denn – Prost!

Tag 15: Die Unterwasserwelt von Qingdao

Ebenfalls im Osten von Qingdao gelegen: die Unterwasserwelt mit einem maritimen Museum und einem riesigen Aquarium. Dies war unser Ziel am vorletzten Tag in China.


Tag 16: Rückkehr nach Kopenhagen

Tja, so schnell können 16 Tage vorbei sein – morgends um 6 Uhr wartet das Taxi vor dem Hotel. Fahrt zum Flughafen nach Qingdao, Flug nach Beijing und am Nachmittag Direktflug der SAS nach Kopenhagen. Schön war es wieder, aufregend wie im letzten Jahr und mit vier Stunden Video, 1200 Bildern und jede Menge neuer Eindrücke im Gepäck geht es zurück nach Europa. Achja – das Gepäck….. Letztes Jahr hatten wir ja aus China kommend 48 Kilo zuviel dabei. In diesem Jahr haben wir uns am Riehmen gerissen! Nur 32 Kilo, aber OK – zwei grosse Centipeden und diverse Drachen befinden sich auf dem Seeweg nach Kopenhagen und zählen somit in unserer kleinen Statistik nicht mit.


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