Indien Tour
Drachenfest Ahmedabad
08. – 16. 1.2005

Acht Stunden sind nicht viel. In acht Stunden ist ein Arbeitstag bewältigt und man kann sich den wirklich wichtigen Dingen des Lebens widmen. In acht Stunden ist ein Drachen gebaut, in acht Stunden wird ein Drachenfest bewältigt.

 

Befindet man sich jedoch in London Heathrow, besteigt einen Jumbo der Air India und fliegt dann acht Stunden nach Ahmedabad, dann können acht Stunden ganz schön viel sein. Dann nämlich wird aus besagten acht Stunden ein Wechsel in eine ganz andere Kultur, ein Übertritt in eine ganz andere Welt. Hier London Heathrow, Europas grösster Flughafen mit all seinen glitzernden und bunten Fassaden, dort Ahmedabad; eine Landebahn, ein Vorfeld und eine Luftaufsichtsbarakke, die an Frankfurt in den 50er Jahren erinnert.

Anflug auf Ahmedabad: Ersteindruck – die Landebahn ist viel zu kurz. Der Jumbo rüttelt und schüttelt sich, wie dies zuvor noch nicht erlebt wurde. Hier erfüllen Anschnallzeichen ihren Sinn.

Auf dem Weg zur Parkposition geht es vorbei an verlassenen Gebäuden und einer alten Tankstelle, auf deren Dach sich Kinder und Jugendliche eingefunden haben um die Ankunft des zweimal die Woche kommenden internationalen Fluges beizuwohnen. Absperrungen? Fehlanzeige. Dafür uniformierte Kräfte, die mit ihren Kalaschnikows darauf achten, dass die ganzen Vögel, die hier zu Hauf auftreten, den Turbinen unserer Maschine nicht zu nahe kommen. Auf der Parkposition angekommen, werden wir aus der B747 gebeten. Fluggastbrücken zum Terminal? Wiederum Fehlanzeige. Wir stehen zusammen mit 350 anderen Reisenden mitten auf dem Vorfeld und treten den Marsch zum Flughafengebäude an.

 


Tag 1: Manja, Manja und der Drachenmarkt von Ahmedabad

Willkommen also in Ahmedabad, einstige Hauptstadt des indischen Bundesstaates Gujarat und mit 4 Millionen Einwohnern eines der Zentren Indiens. 1411 wurde diese Stadt von Sultan Ahmed Shah I gegründet und wurde bekannt durch seine Textilindustrie. Eng mit dieser Industrie verbunden ist wohl der bekannteste Sohn Indiens und “Vater der Nation” Mahatma Gandhi, der in Ahmedabad Mitbegründer der ersten Gewerkschaft für Textilarbeiter war, hier lange Zeit seinen Wohnsitz hatte und von Ahmedabad aus 1930 seinen berühmten Marsch antrat. Seit Gandhis Tagen hat sich viel getan in Ahmedabad. Die Stadt wuchs weit über ihre einstigen Grenzen hinaus und wird heute, getrennt durch den Fluss Sabarmati, in alte und neue Stadt unterschieden.


Vom Flughafen aus führt uns unser Weg zunächst in unser Hotel in der neuen Stadt. Im Reiseführer war zu lesen, dass viele Gebäude in diesem Stadtteil von renomierten Architekten wie Le Corbusier und Louis Kahn entworfen und gebaut worden sind. Doch von dieser alten Pracht ist nur noch wenig zu sehen. Generell fällt die neue Stadt wohl eher durch den Umstand auf, dass ihre Häuser ein wenig nach der nächsten Renovierung drängen, als dass hier irgendwelche Ikonen europäischer Architektur am Werke gewesen wären.
Indes, unser Hotel erweist sich als sauber und komfortabel, etwa auf dem Niveau eines westlichen Dreisterne-Hotels. Nach einer kurzen Erfrischung heisst es eintauchen in das pulsierende Leben Indiens und zusammen mit den anderen ausländischen Drachenfliegern machen wir uns auf den Weg zum Drachenmarkt von Ahmedabad.

In der Stadt gibt es zwei dieser Märkte, jeweils in einer Strasse angesiedelt. Die Bezeichnung Drachenmarkt ist dabei wohl eher noch eine Untertreibung, denn in den Strassen der Stadt hat sich wohl eher so etwas wie eine kleine Drachenindustrie angesammelt. Die gesamte Produktionslinie, von der Herstellung der Manjaleine, über Drachenbau bis hin zum eigentlichen Verkauf ist hier zu sehen. Und dies alles geht mitten auf der Strasse von statten. Rechts und links befinden sich die Drachenläden, kleine, leicht erhöhte Buden in Garagengrösse, mit einem reichhaltigen Sortiment an Drachen an den Wänden und einer riesigen Auswahl an Drachenleinen auf Spulen an den Decken. In diesem Sammelsurium von Drachen und Drachensachen kauern meist mehrere Männer und versuchen ihre Waren an die Kundschaft zu bringen, die vor den Läden entlang promeniert. Dabei ist die Auswahl an verschiedenen Drachen grösser als erwartet. Klar, alles sind Pantang, also indische Kampfdrachen, jedoch gibt es auch hier eine nicht geahnte Vielfalt in allen Grössen und Formen.


Auf dem Bürgersteig dann die eigentliche Produktionslinie. Hier werden Manjas, die berühmten Drachenleinen für Kampfdrachen hergestellt und noch Tage nach dem Fest kann man durch die Farbtupfer auf dem Aspalt sehen, wo solch eine Produktionsstätte war. Die genaue Rezeptur zur Herstellung dieser Leinen ist dabei ein Geheimniss der jeweiligen Familie und wird von Generation zu Generation übertragen. Letztendlich sind es drei Zutaten, die zu einer guten Manjaleine führen: zum einen sammeln Frauen der Familien altes Glas in den Strassen von Ahmedabad auf. Dieses Glas wird dann zu einem feinen Pulver zermahlen. Dann wird Reis gekocht, der Reis gegessen und der Sud weiter einkochen lassen bis eine recht dicke Flüssigkeit entsteht. In diese Flüssigkeit wird dann das Glaspulver sowie ein Farbstoff, der von Jahr zu Jahr gewechselt wird, gegeben und das Ganze zu einer klebrigen Masse verrührt. Diese Masse wird in die Hände genommen und anschliessend wird die Drachenschnur zwischen den Händen durchlaufen gelassen, sodass sie mit der Glaspaste geträngt wird. Die Trockung geschieht abschliessend entweder durch Spannen zwischen zwei weit auseinanderstehenden Pfählen oder durch Aufwickeln auf eine Trommel aus Fahrradspeichen.


Auf der Fahrbahn schliesslich ist Platz für die Besucher des Drachenmarktes. Bedingt Platz, müsste es eigentlich heissen, denn die Fahrbahn wird, Sie werden es erraten haben, auch von Bussen, fliegenden Händlern, Mopeds und Kamelen genutzt. So entsteht ein gänzlich unüberschaubares Sammelsurium aus Menschen, Tieren, Drachen und Automobilen. Düfte von gebrannten Makronen vermischen sich mit den Dieselabgasen der Busse, hier die Rufe der Drachenhändler, das freundliche Winken der Kinder beim Anblick eines Ausländers, dort das nicht enden wollende Hupkonzert der Autos, deren Verkehr mit oder ohne Hupe fast zum erliegen gekommen ist.


Wir schlendern über diesen Drachenmarkt, saugen die ihm eigene Athmospäre auf und geben es irgendwann auf all die Kinderhände zu zählen, die geschüttelt werden wollen. Drachen werden selbstverständlich auch eingekauft, wobei wir froh sind, dass wir unsere indischen Dolmetscher dabei haben. Ansonsten kann es beim Preis nämlich schon zu einem “Touristenaufschlag” von 300 Prozent kommen. Wir bekomen unsere Drachen so zu einheimischen Preisen. Dies bedeutet 10 bis 40 Rupies für fünf Patangs, Drachenschnüre von 1000m fangen bei 150 Rupies an. Für 250 Rupies bekommt man so schon einmal ein schönes Einsteigerset

Tag 2: Drachenfliegen im Shahibang

Heute also grosser Drachentag im Shahibang Polizeistadium, mitten in Ahmedabad.
Dass Drachen in Indien einen ganz anderen Stellenwert haben als in Europa, konnten wir ja schon gestern auf dem Drachenmarkt feststellen. Heute sollten wir wieder etwas dazulernen: Drachen haben einen solchen Stellenwert, dass anlässlich des Drachenfestes in Ahmedabad sämtliche Schulen der Stadt kurzerhand ihre Pforten schlossen und die Schüler mit Bussen zum Stadion transportierten. Hier wartete somit schon eine unglaublich grosse Schar von begeisterten Kinder und Jugendlichen auf die ausländischen Gäste.


Doch zuvor hiess es die Eröffnungszeremonie zu bewältigen. Neben indischer Folklore und den gerade aktuellen Popsternen des Landes gab es die gewohnten Ansprachen der Honorationen. Obwohl – so ganz gewohnt waren die Ansprachen dann doch nicht. Denn wo auf der Erde eröffnet der Staatspräsident eines Landes schon ein Drachenfest?


Nach diesem offiziellen Teil stand Drachenfliegen an. Hier kannte die Begeisterung der Zuschauer keine Grenzen mehr. Irgendwie müssen die westlichen Drachen eine grosse Faszination auf Indier auswirken, auf jeden Fall pilgerten ganze Familien auf der Drachenwiese entlang, überglücklich wenn sie die Hand eines ausländischen Drachenfliegers schütteln durften, eventuell gar ein Autogramm bekamen oder, als höchstes aller Gefühle, einmal die Drachenschnur halten durften. Solch eine Begeisterung, die wir in ähnlicher Form so nur noch in China erleben durften, war schon imponierend. Allerdings, und das sei auch ehrlich vermerkt, solch eine Begeisterung kann auch sehr anstrengend sein und so waren wir streckenweise froh, wenn wir nach dem Drachenflug wieder im ruhigeren Zelt angekommen sind.


Apropos Zelt – die verschiedenen Länderdelegationen hatten jeweils ein eigens Zelt, indem sie ihr jeweiliges Land mit Drachen präsentieren konnten. So entstand an der einen Längsseite des Stadions eine kleine Stadt mit Drachen aus aller Welt. Leider nahmen es die örtlichen Polizeikräfte ein wenig sehr genau mit den Besuchern und hielten die drachenbegeisterten Indier eher von unseren Ständen fern, als dass ein Austausch hätte stattfinden können. Insgesamt beruhte die gesamte Deeskalationstheorie der örtlichen Polizei wohl eher auf Bambus-Schlagstock aus königlich-britischen Kolonialzeiten, als auf modernen Erkenntnissen. Wie dem auch sei. Die Stimmung im Stadium war trotz wechselnder, schwacher Winde und eifrigen Polizeikräften hervorragend, den indischen Besuchern konnte einiges von den westlichen Drachen gezeigt werden und wir Drachenflieger sind nach einem langen Tag müde aber glücklich in unser Hotel zurückgekehrt.

Hier im übrigen der kleinste Drachen, den wir in dieser Woche gesehen haben. Nicht nur reines Papier, nein, dieser Drachen besass ein Bambus-Gestänge!

Birgit und Lars Skibelund aus Århus und Eva und Ralf Dietrich aus Frederiksværk bildeten die dänische Delegation.

Auf der Heimfahrt vom Stadium vor die Linse gekommen: nicht etwa ein Autofriedhof, nein, dies ist die örtliche Taxizentrale. Rechts: heilige Rindviecher aller Orts.

Und Abends machten sich die Damen der dänischen Delegation zur Shoping-Tour auf……

Tag 3: Sonnenaufgang am Sonnentempel und Stufenbrunnen am Abend

Morgends um 6 Uhr war die Nacht vorbei. Der Bus und damit eine Fahrt von 2 ½ Stunden in den Norden von Gujarat warteten auf uns.
Auf dem Weg nach Patan führte die Fahrt zur Besichtigung des Sonnentempels von Modhera, der dem Sonnengott von Surya geweiht ist, Dieser Tempel, der ausschliesslich aus Sandstein besteht, wurde erst unlängst freigelegt, restauriert und erstrahlt heute in seiner ganzen Pracht. Genau genommen besteht die Anlage aus zwei Teilen. Zum einen das Wasserbecken, das sechs Stockwerke in die Erde reicht, zum anderen der eigentliche Tempelkomplex mit dem Altar in seiner Mitte.


Die Pilgernden mussten zunächst am Wasserbecken in die Tiefe steigen, sich dort reinigen, bevor sie auf der gegenüberliegenden Seite Richtung Tempel wieder aufsteigen durften. Am Tempel angelangt ging es duch eine Vorhalle in die eigentliche Haupthalle, in der am hinteren Ende der eigentliche Altar stand. Auffällig ist hierbei, dass im Hinduismus nicht vor dem Altar gebetet wird, sondern bei einem Gang um den Altar. Schliesslich steht der Glauben im Zentrum, er kommt nicht zu einem, sondern der Mensch selbst muss zum Glauben finden, diesen Umwandern und erfahren. Auffällig war zudem, dass der Tempel zwar dem Sonnengott Surya gewidmet ist, es “den” Surya aber gar nicht gibt. Vielmehr nimmt die Gottheit im Laufe eines Jahres zwölf unterschiedliche Aussehen an. Zwölf Wesen, die sich auf dem Rundgang um den Altar wiederfinden.



Nach dem Besuch des Tempels ging es weiter zum Sportplatz der Universität von Patan. Auch hier eine unglaublich herzliche Begrüssung seitens der Stadtbevölkerung und deren Honorationen.

Leider liess der Wind gegenüber dem Vortage noch mehr zu wünschen übrig, sodass nur Drachenausstellung gemacht werden konnte. Erst gegen Abend frischte der Wind ein wenig auf, sodass Deltas und andere leichte Drachen flogen. Die Stablosen wurden mit Muskelkraft am Himmel gehalten.

Händeschütteln und Autogrammegeben an, dann wurde der Platz kurzerhand geräumt und wir standen alleine auf weiter Flur. Anschliessend wurden nur noch abgezählte Gruppen zu den Zelten der Delegationen vorgelassen – hier hat wohl unsere Strategie versagt.

Das Essen in Indien war zwar auf dem ersten Blick ein wenig ungewöhnlich, wir fanden aber schnell Gefallen daran. Alle Speissen waren recht scharf gewürzt, dies aber auf eine unaufdringliche und ideenreiche Art. Wer würde in Europa schon seinen Blumenkohl ordenlich scharf auf den Tisch bringen wollen….

Auf der Rückfahrt wurde an den Wasserreservoirs von Patan, Rani-Ki-Vav, gehalten. Diese Anlage wurde 1022 bis 1063 erbaut, geriet dann lange in Vergessenheit, bis sie vor 10 Jahren bei Ausgrabungen zufällig wieder gefunden wurden. Rani-Ki-Vav ist eine Anlage, die bis zu acht Stockwerke tief in die Erde reicht und in der früher Wasser für die Stadt Patan gespeichert wurde. Das beeindruckende an dieser Anlage ist, dass das gesamte Bauwerk über sämtliche Stockwerke mit Figuren verziert wurde. Und das wohlgemerkt kurz nach dem Jahre 1000

Arm und reich sind in Indien nicht weit von einander entfernt. Hier die gut erschlossene Touristenattraktion, dort schon die nächste Ansammlung von baufälligen Hütten mit Menschen, die um ihre tägliche Existenz kämpfen müssen.

Tag 4: Weiter auf Turnee – diesmal in den Westen

Wieder eine viel zu kurze Nacht, wieder ziemliche Probleme morgends aus dem Bett zu kommen und wieder ein Bus, der im Morgengrauen vor dem Hotel auf einen wartet. Diesmal ging es 3 Fahrtstunden, was ca. 200km entspricht, in den Westen von Indien. Unser Ziel war die Stadt Surendranagar wo im örtlichen Polizeistadium Jawahar das dritte und letzte Drachenfest stattfand. Auch hier wieder ein überwältigender Empfang seitens der Bevölkerung, auch hier wieder Menschenmassen, die den westlichen Drachenfliegern gegenüber ungemein aufgeschlossen und freundlich waren.

Aus den Erfahrungen mit der örtlichen Polizei der beiden Vortagen gelernt, wanden wir diesmal unsere eigene Deeskalationsstrategie an und sprachen mit den für unser Zelt verantwortlichen Polizisten gleich am Anfang ab, was wir erwarteten und wo wir die Grenzen sahen. Und siehe da – es ging! Die interessierten Inder konnten ohne Probleme an unser Zelt gelangen, wurden auch in selbiges hineingelassen und ruhig, ohne weitere Probleme, konnten wir den Wünschen der Indier nach Händeschütteln und Autogrammen nachkommen.

Windmässig wurden wir auch dieses Mal nicht verwöhnt, leichte Drachen wie Deltas und Genkis konnten sich zur Not halten, die grossen Stablosen wurden mit viel Muskelkraft über den staubigen Platz gezogen.

In Surendranagar fand auch die Verabschiedung der internationalen Drachenflieger statt, da dies unser letzter offizieller Auftritt in Indien war. Die Reihe der internationalen Drachenfeste war damit abgeschlossen, neben unserer Gruppe tourte in dieser Zeit noch eine weitere Gruppe durchs Land, sodass insgesamt an fünf verschiedenen Stellen innerhalb von drei Tagen internationale Drachenfeste stattfinden konnten.


Tag 5 – Über den Dächern von Ahmedabad

Uttarayan, oder auch makara Sankranti, ist gekommen – der grosse Tag aller Drachenflieger in Indien und Höhepunkt unserer Reise.


Wir waren an diesem Tag eingeladen beim Justizminister von Gujarat, dessen Haus Mitten in der alten Stadt von Ahmedabad liegt.


Uttarayan markiert die traditionelle Sonnenwende in Indien und wird immer am 13. oder 14. Januar eines Jahres abgehalten. Hierzu ist landesweit Feiertag und letzterer wird in den grossen Städten folgendermassen begangen: bereits in den Tagen vor Uttarayan decken sich die Familien der Stadt auf den Drachenmärkten der Umgebung mit einer gewissen Anzahl and Kampfdrachen ein. Zu Uttarayan wird dann auf das Dach des Hauses geklettert und von hier aus sein Drachen steigen gelassen. Da Patans aber nunmal Kampfdrachen sind und der Nachbar just in diesem Moment auch das heimische Dach geentert und seinerseits einen Pantan in die Luft gesetzt hat, wird nun versucht Nachbars Drachenschnur abzusäbeln.


Nun ist Ahmedabad eine Stadt von über vier Millionen Einwohnern und auf jeden, aber wirklich auch auf jeden, Hausdach waren ein oder mehrere Einwohner zu sehen, die entweder damit beschäftigt waren ihren nächsten Pantan in die Luft zu bekommen, oder gerade irgendeinen anderen Drachen vom Himmel zu holen. Letzteres wird mit lautem Geschrei, Klappsalven und infernalischem Getröte aus den Wikingerhörnern nicht unähnlichen Blas-Tröten quittiert. Man stelle sich das einmal vor – man befindet sich mitten in einer Stadt. Hoch über deren Dächer, und wenn man nun den Blick um 360 Grad schweifen lässt, so sieht man nichts als Drachen, Drachen, nochmals Drachen und sich freuenden Menschen, ganz in das Spiel mit den Drachen vertieft. Welch ein wundervoller, friedfertiger Anblick, welch ein grandioses Gefühl für kurze Zeit kleiner Teil etwas ganz Besonderen sein zu dürfen. Diese Gemeinschaft über den Dächern von Ahmedabad, dieses völkerübergreifende Etwas, lässt sich nur ganz schwer in Worte fassen und nur unzulänglich mit Bildern ausdrücken. Man muss es selbst erleben – einmal, irgendwann in einer grossen Stadt in Indien zu Uttarayan.

Nach dem Mittagessen dann auf das Dach einer kommunalen Behörde. Jetzt waren wir 12 Stockwerke über der Stadt und konnten im wahrsten Sinne des Wortens “von oben her” angreifen.


Achja – einen Abstecher ins Drachenmuseum von Ahmedabad machten wir an diesem Tag auch. Das Museum ist im Erdgeschoss eines grösseren Komplexes untergebracht und zeigt hauptsächlich die verschiedenen Typen von Pantangs. Daneben wird aber auch sehr detailiert die Geschichte des Drachens und seiner Verbreitung über den gesamten Globus aufgezeigt.


Tag 6 – Heritage Walk of Ahmedabad

Bevor es am morgigen Tag wieder zurück ins kalte Europa geht, heute noch ein wenig Kultur – ein Rundgang durch die alte Stadt stand auf dem Programm. Früher einmal war die alte Stadt umgeben mit Holzhäusern und Tempeln, heute sind nur noch die alten Stadttore zu sehen.


In der alten Stadt selbst finden sich dagegen noch zahlreiche der alten Holzhäuser, teils liebevoll renoviert, grösstenteils aber in einem bemitleidenswertigen Zustand. Indien im allgemeinen und Ahmedabad im speziellen ist arm, bitter arm. Schon auf der Fahrt zur alten Stadt, entlang den Slums am Sabarmati Fluss, stellten sich erste Fragen. Hier in der Stadt trat die Armut offen zu Tage.


Dann biegen wir um die nächste Strassenecke und das grau weicht freundlichen, hellen Farben. Wir stehen vor einem der vielen bunten Hindutempeln. Welch ein Kontrast – arm und reich nur 10 Meter auseinander.


lossenen Menschen, die versuchen aus ihrem Leben das Beste zu machen und gleichzeitig positiv und neugierig auf das Neue zugehen.
 


Wir freuen uns auf jeden Fall auf Januar 2006, wenn es heisst nach acht Stunden Flug einzutauchen in eine ganz andere Welt, in eine Drachenwelt hoch über den Dächern irgendeiner indischen Stadt.

um Schluss……

In Indien ist es Sitte, dass ein Gast zum einen eine Blume, zum anderen einen roten Farbtupfer als Willkommensgruss bekommt.
Eva fand diesen Brauch ganz nett.

Ralf weniger, denn die Farbe wollte einfach nicht mehr abgehen. Und war sie dann endlich ab, hatte man einen roten Fleck auf der Stirn – vom Rubbeln.

Heute, Kinder, wirds was geben, heute werden wir uns freu´n…..

Ja, es gibt drachenfressende Bäume.

Drachenfressende Kamele gibt es offensichtlich auch.

Und kamelfressende Italiener garantiert auch!

Da es keinen Direktflug von Indien nach Kopenhagen gibt, mussten wir eines der grossen europäischen Drehkreuze benutzen – in unserem Fall London. Auf dem Rückflug standen wir also am Gepäckband in London und während die Welt keine Notiz von Ralf nahm, wurde Eva von den Indiern mit aussergewöhnlicher Hochachtung behandelt. Nun sind Indier von Natur aus ein sehr freundliches Völkchen, soviel Freundlichkeit kam uns aber dann schon wenig seltsam vor. Bis uns endlich ein Indier aufklärte: im Flugzeug lag eine überregionale Zeitung (Divya Bhaskar) aus, indem ein Bild von Eva veröffentlicht war und nun erkannten alle Zeitungsleser Eva als die drachenfliegende Europäerin beim Justizminister wieder…….

Na denn – Danke für die tolle Gastfreundschaft und bis ins nächste Jahr!


 

 

 

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